Wie nett!

Wie nett!
(AFP/Yoshikazu Tsuno)

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„Am Dienstag haben die europäischen Märkte der Sorge um einen starken Rückgang der chinesischen Wirtschaft widerstanden.“

So oder so ähnlich begannen gestern die Nachrichtensendungen. Wie nett von den „Märkten“, dass sie sich um China Sorgen machen! „Sich Sorgen machen“ ist ja ein zutiefst menschliches Gefühl. Dass die „Märkte“ überhaupt zu so was fähig sind …

Claude Clemens cclemens@tageblatt.lu

2008 und diese vermaledeite Krise von damals, die sich heute noch immer auf die Menschen auswirkt: Sie wurde seit Montag wieder bemüht, von menschlichen Experten quer über den Globus. Nein, so was wie 2008 müsse man nicht befürchten, bloß keine Panik, das Ganze ist eigentlich irrational, eine Überreaktion der „Märkte“.

Diese „Märkte“, wer sind sie eigentlich? Mir wurden sie noch nie persönlich vorgestellt, nicht 2008 und auch nicht an diesem Wochenanfang im August 2015. Die Experten, so viel sie auch erklären: Verständlich erklärt, wer die „Märkte“ sind, hat mir noch keiner. Menschen wie Sie und ich? Geldmaschinen? Oder Geldautomaten, Automatenspiele und „machines à sous“, wie sie im Kasino stehen? Denn die können Geld vernichten. „230 Milliarden vernichtet“, so eine Schlagzeile gestern. Ob es allerdings auch das eigene Geld war, wie beim Spieler im Kasino …?

Nett sind sie trotzdem, die „Märkte“. Denn ob auf spiegel.de oder lemonde.fr: Unangenehme Themen wie Rechtsextremismus und Flüchtlingsproblematik wurden mit spielerischer Leichtigkeit in die zweite und dritte Reihe verbannt. Danke, liebe „Märkte“!