Wer weiß was?

Wer weiß was?
(Alain Rischard/editpress)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vor wenigen Wochen machten wir auf eine illegale Deponie aufmerksam, die seit satten 20 Jahren vor sich hin schlummert. Es geht um eine Deponie zwischen Kehlen und Direndall. Damals gab es eine Genehmigung für die Lagerung von Erdaushub in einer Waldsenke, doch was zwei Unternehmen aus Bridel und Kehlen dort später endlagerten, hatte – wenn überhaupt – nur sehr wenig mit Erdaushub zu tun.

Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu

Der für die Gemeinde Kehlen zuständige Förster hatte grünes Licht für die Deponie gegeben, anschließend segnete der damalige Umweltminister Alex Bodry das Projekt ebenfalls ab. Ein Waldweg wurde kurzerhand geteert, damit die schweren Lastwagen auch bis zur Senke fahren konnten, um dort Bauschutt aller Art hinzukippen.

Vor Ort brauchten wir vor Wochen nicht tief
zu graben. Nach nur 20 Zentimetern fanden wir Asphaltbrocken, Kabelstränge, PVC-Teile „en masse“ usw., usf. Tausende von Lastwagenladungen fanden in der Senke ihren Platz, danach wurde das Ganze mit Erde überschüttet und es wurden Sträucher gepflanzt. Der Wildwuchs übernahm den Rest. Die Unternehmen hatten eine billige Bleibe für den Bauschutt gefunden. Ob sie damals wohl das gesparte Geld mit jemandem geteilt haben?

Aufgrund unseres Berichts haben sich Natur-, Wasserschutz- und Umweltverwaltung nun kurzgeschlossen, um auf dem Areal dieser Deponie Bohrungen durchzuführen sowie Wasser- und Bodenproben zu entnehmen. Auf die Resultate darf man gespannt sein.

Doch eigentlich bleiben viele Fragen auch heute noch unbeantwortet. Wie konnte damals eine derartige Deponie genehmigt werden? Warum fand keine Kontrolle statt? Wer schaute damals alles weg? Wer erwies hier wem eine Gefälligkeit? Warum müssen sich auch heute, also 20 Jahre nach dem Auffüllen der Senke, die Verantwortlichen nicht erklären? Ob Politiker, ob lokale Ädilen, vereidigte Beamte und Unternehmer?

Jetzt tut man so, als sei es ein Kavaliersdelikt, dass man Tausende von Lastwagenladungen in einem Wald verscharrt hat, dabei tickt im Direndall, wie auch an anderen Orten Luxemburgs, eine Zeitbombe.

Wie sieht es denn zum Beispiel mit den Standorten der einstigen Gemeinde-Deponien („Dreckstipp“) aus? Wer weiß überhaupt noch, wo es eine solche gab? Gab und gibt es hier Nachkontrollen? Und wenn ja, wer weiß um die Resultate dieser Kontrollen?

Damit nicht genug! In der Nähe von Hosingen und auch von Eschdorf machten Journalisten „private“ Deponien aus, wo einerseits ganze Schrottwagen, andererseits Tonnen von Problemabfall vergraben sind. Auch in diesen beiden Fällen scheint die Kontrolle völlig versagt zu haben, gehen wir doch einmal davon aus, dass es hier keine Kumpanei zwischen Beamten und „Deponiebetreibern“ gab.

Die Umweltministerin und ihr Staatssekretär täten sehr gut daran, sich auf dem Weg zum nächsten Durchschneiden irgendeines Trikolorebändchens ein wenig Zeit zu nehmen und selbst im Direndall oder an anderen, ihnen sicherlich wohlbekannten problematischen Standorten vorbeizuschauen.
Es gibt viel zu tun, Frau Dieschbourg, Herr Gira. Packen Sie es doch an. Oder sagen Sie der breiten Öffentlichkeit klar und deutlich, was oder wer Sie vom Handeln abhält!