Vor der eigenen Tür

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Das hauptstädtische Blau und Grün ärgert sich schwarz! Helminger und Bausch finden als Mitglieder der Oppositionsparteien in der Regierung anscheinend wenig Gehör, müssen sich also für ihre Klamauk-Auftritte nach einer anderen Bühne umsehen. Da kommt der traditionelle monatliche Kaffeeklatsch auf „Knuedler“ wie gerufen.

Die Presse lässt sich bei Hörnchen und brauner Brühe nieder und lauscht geduldig dem „Pol“, „Fränz“ und manchmal auch der „Viv“ zu. Die haben ja auch immer überaus Wichtiges zu erzählen, so z.B., wie lange man noch auf die Pflastersteine für die „Waassergaass“ warten muss, welche Buslinien abgeschafft werden, wohin die Tram später nicht hinfahren wird, in wie viel Jahren die „Ënneschtgaass“ keine Baustelle mehr sein wird, warum das Erdgas in Luxemburg-Stadt teurer ist als sonst wo, warum die Gemeinde unzählige Dienste auslagert und, und, und.

Nein, des Grünen Lieblingsthema, das Fahrrad, ist nicht vergessen. Und damit dies auch so bleibt, hat Bausch zu dem Thema noch in dieser Woche den nächsten Pressetermin anberaumt.

Von den vor wenigen Jahren als Allheilmittel angepriesenen Systemen wie „Carpoling“ oder „Call to park“, um nur diese beiden zu nennen, spricht man nicht mehr. Nein, Helminger und Bausch schießen sich nicht selbst ins Knie. Oder sagen wir mal so: Sie waren zwar am vergangenen Mittwoch von irgendeinem gefährlichen Virus oder Bazillus befallen, als sie vor die Journalisten traten, doch wahnsinnig waren und sind sie nicht.

Bevor sie sich die Messer gegenseitig in den Rücken stoßen – im kommenden Jahr sind Kommunalwahlen –, schießen sie lieber mal gemeinsam mit Kanonen auf Spatzen.

Am Mittwoch musste das geplante Fußballstadion in Liwingen (Gemeinde Roeser) herhalten, damit Helminger und Co. von den hauptstädtischen Problemen ablenken konnten. Ein Stadion mit einem 75.000 Quadratmeter großen Einkaufszentrum und … einer neu anzulegenden Zufahrtsstraße.

Polemisches Geplänkel

Vor allem Letzteres gefällt dem grünen Schöffen natürlich nicht, und Helminger stellt die Interessen seiner hauptstädtischen Geschäftswelt in die Vitrine, wenn er über die Größe des in Liwingen geplanten Einkaufszentrums lamentiert. So hat er die schon mal sicher auf seiner Seite und die übrigen Wähler werden mit Aussagen à la „Der Wunsch vieler Fußballfans nach einem nationalen Stadion wird als Druckmittel missbraucht, um das Projekt Liwingen auf Biegen und Brechen umzusetzen“ bei der Stange gehalten.

Helminger und Co. waren und sind pampig, weil ihnen so manche Felle weggeschwommen sind bzw. noch wegschwimmen werden. In der Zeit, wo sie sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und zusichern, wie gut sie doch sind, werden in anderen Gemeinden Luxemburgs Projekte in die Realität umgesetzt, die in der Hauptstadt hätten gebaut werden können.

Im Falle des Stadions ist es die Gemeinde Roeser, deren Bürgermeister Tom Jungen sich um seine Projekte kümmert und nicht etwa um das von Helminger und Bausch geplante neue Auchan-Einkaufszentrum auf dem „Ban de Gasperich“, nicht um die von Helminger und Bausch geplanten Shopping-Malls an der „Porte de Hollerich“, am Aldringer-Platz oder auch noch an der place de l’Etoile. Ebenso wenig beschäftigt sich Jungen mit dem von Helminger und Bausch geplanten Velodrom auf der einstigen Müllhalde in Cessingen, wo in Sachen Anschluss an das Straßennetz und an den öffentlichen Transport ebenfalls noch sehr viel im Argen liegt.

Tom Jungen und seine Schöffen kümmern sich halt um die Entwicklung ihrer eigenen Gemeinde. Hätte sich der hauptstädtische Schöffenrat über die Jahre hinweg um eine gesunde, unserem Wirtschaftswachstum angepasste Stadtentwicklung gekümmert, dann … ja dann hätten die Stadt und ihre Einwohner heute viel weniger Probleme.

Roger Infalt
rinfalt@tageblatt.lu