Volle Dröhnung

Volle Dröhnung
(dpa)

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Fast alle Medien haben mehr oder weniger groß darüber berichtet. Über den diesjährigen Bericht des „Observatoire européen des drogues et toxicomanies“ hinsichtlich der Entwicklung der Luxemburger Drogenszene.

Zieht man allerdings die Reaktionen auf diesen Bericht in Betracht, sei es von politischer, sei es von gesellschaftlicher Seite, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Drogenkonsum bzw. -missbrauch in Luxemburg kein größeres öffentliches Thema bzw. keine Priorität darstellt. Sicherlich, in den heutigen Zeiten, in Zeiten einer vermeintlichen Krise, in Zeiten, in denen auch in Luxemburg Tausende um ihren Arbeitsplatz sprich um ihre Existenz bangen, haben viele Bürger wohl andere Probleme als sich Gedanken über den Missbrauch irgendwelcher illegaler Substanzen und das damit verbundene menschliche Leid zu machen. Sofern sie nicht im näheren und/oder familiären Umfeld selbst davon betroffen sind.

twenandy@tageblatt.lu

Nur: Liest man den Drogenbericht im Detail, so muss man leider feststellen, dass die wirtschaftliche und soziale, ja sogar die bildungspolitische Situation nicht unmittelbar von der Drogenproblematik zu trennen ist. Ganz im Gegenteil, eines geht in das andere über, alles hängt irgendwie zusammen.
Nicht umsonst hebt das Relis („Réseau luxembourgeois d’information sur les drogues et les toxicomanies“) im angesprochenen Bericht hervor, dass die Drogenabhängigen mehrheitlich aus zerrütteten Familien stammen. Außerdem haben viele „Junkies“ ein Bildungsdefizit, 67 Prozent haben keine Arbeit.

Ursache und Wirkung

Was nun Ursache und Wirkung ist, lässt sich im Einzelnen wohl nur schwerlich feststellen. Tatsache ist und bleibt aber, dass viele Menschen erst dadurch in die Drogenabhängigkeit geraten, dass in ihrem Leben etwas, das vielleicht nicht immer ganz konkret zu benennen ist, schiefgelaufen ist. Erschwerte wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen müssen nicht die Ursache für das Abrutschen in den Drogensumpf sein, können aber, dadurch, dass sie Unsicherheit und Ängste vor allem bei ohnehin psychologisch geschwächten Menschen fördern, unweigerlich dazu beitragen. Vor allem dann, wenn das soziale Netz, trotz aller Anstrengungen, noch immer zu weitmaschig gestrickt ist. Vor allem in einem immer noch finanziell reichen Land wie Luxemburg. Natürlich ist es utopisch zu glauben, dass man den Drogenkonsum irgendwann irgendwie ganz ausrotten könnte. Zudem werden einige wohl behaupten, dass dies überhaupt nicht wünschenswert sei.
Allerdings, die Lösung bzw. zumindest eine Teillösung des Problems wäre eine (ggf. teilweise) Liberalisierung. Diese würde vor Missbräuchen nicht schützen, würde aber einerseits garantieren, dass die konsumierten Substanzen pharmakologisch rein wären (was klassische Überdosierungen oder Todesfälle durch „Nebenprodukte“ verhindern würde), andererseits würden die Drogen-Konsumenten aus der Illegalität geführt und dem organisierten Drogenhandel die Basis entzogen.

Aber mit dieser (in Luxemburg wohl noch lange) hypothetischen Lösung wird wohl einer sehr bedenklichen Entwicklung nicht Herr zu werden sein. Die da wäre, dass, glaubt man dem diesjährigen Drogenbericht, die Konsumenten diverser Drogen immer jünger werden. Wenn schon nicht die statistischen Zahlen aufhorchen lassen, dann müsste aber zumindest die Aussage, dass bereits Kinder, nicht einmal mehr Jugendliche, zu illegalen Mitteln greifen, zu einem Aufschrei in der Gesellschaft und in der Politik führen.
Spätestens dann, wenn Elfjährige schon Cannabis rauchen und 15- bis 16-Jährige Kokain schnupfen, dann ist – Legalisierung hin oder her – irgendetwas faul in diesem unseren Land. Zeit, das System in Frage zu stellen.