Verspielt seine Chancen

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Erdogan schaltet auf stur. Eine konzentrierte Aktion aus dem In- und Ausland sieht der türkische Premier hinter dem aktuellen Geschehen in seinem Land. Er, dessen Partei AKP bei den letzten Wahlen über 49% errang, benimmt sich so, als sei dies auch mit 49% AKP-Bürgern in der Türkei gleichzusetzen. Deswegen zu glauben, aus politischem Kalkül auf eine schleichende Islamisierung im Sinne seiner Partei setzen zu können, ist falsch. Denn auch viele Nicht-AKP-Mitglieder haben ihn gewählt, wegen seiner wirtschaftlichen Erfolge, weil er die Türkei wieder aufs internationale Parkett gehievt hat.

Erdogans Taktik gibt seinen Kritikern recht. Sie stören sein autoritärer Stil und die offensichtlich immer deutlicher werdenden Einmischungen ins Privatleben. Und sie wehren sich. Letzten Endes ist Erdogan ein nicht wieder wählbarer Premier, der als Präsident weitermachen will und daher auf volle „Wahlkampf“-Konfrontation statt auf diplomatisches Vorgehen setzt. Natürlich können Straßen und Plätze nicht dauernd besetzt bleiben. Mit Dialog wäre dies vielleicht möglich gewesen. Aber wer glaubt, und das sogar zu einer Parteilinie erhebt, den Bürger bis ins intimste Leben bevormunden zu können, der tut sich schwer mit demokratischen Gepflogenheiten. Und verspielt wohl seine Chancen auf das Amt des Präsidenten.