Urlauber als Geiseln

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Der wilde Streik der staatlichen Fluglotsen im Urlaubsland Spanien glich einer Geiselnahme. Ein paar hundert hoch bezahlte Luftkontrolleure verweigerten plötzlich die Arbeit, ließen Hunderttausende Reisende, darunter viele ausländische Touristen, buchstäblich auf ihren gepackten Koffern sitzen, trieben die ganze spanische Nation in eine Art Ausnahmezustand, weswegen schließlich sogar das Militär in die Tower einrückte.

RALPH SCHULZE
ausland@tageblatt.lu 

Ein Streik ohne Vorwarnung, ohne Notdienst, außerhalb jeglicher Gesetzmäßigkeit. Mit dem Ziel, den spanischen Staat unter Druck zu setzen.

Damit die fürstlichen spanischen Lotsengehälter, die etwa doppelt so hoch wie jene von europäischen Regierungschefs sind, nicht gekürzt werden. Eine ungeheure Maßlosigkeit, welche das größte Chaos der spanischen Luftfahrtgeschichte provozierte.

Hinzu kommt ein Schaden, der nicht mehr so einfach wiedergutzumachen ist: mehrere hundert Millionen Euro für die Urlaubs- und Luftfahrtbranche. Ein Imageverlust für das Tourismusland Spanien, dessen Ruf in Sachen Preis-Leistung und Service in den letzten Jahren ohnehin gelitten hat. Frustration, Wut und hohe Extrakosten bei mehr als einer halben Million Fluggästen.

Und das in einer Zeit, in der Spanien in einer tiefen Finanz- und Wirtschaftskrise steckt, die noch lange nicht ausgestanden ist. Eine Stabilitätskrise, die Sorgen wachsen lässt, dass Spanien – nach Griechenland, Irland und vermutlich demnächst auch Portugal – bald ebenfalls europäische Hilfe brauchen könnte, um wieder aus dem riesigen Schuldenloch zu kommen.