Überlanger Irrweg

Überlanger Irrweg
(Alain Rischard/editpress)

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Warum die Zulassung von „Gigalinern“ keine gute Idee ist

Der bundesdeutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt macht mal wieder negativ von sich reden. Diesmal nicht wegen seiner ausländerfeindlichen Maut-Pläne, sondern wegen seiner Liebe zu überlangen Brummis.

In der Tat hat er zwischen den Feiertagen handstreichartig die Erlaubnis für den Einsatz von „Gigaliner“ genannten, überlangen Lkws auf rund 11.600 Kilometern des deutschen Straßennetzes erteilt.

Luxemburgs Verkehrsminister François Bausch zeigte sich über Dobrindts Initiative alles andere als erfreut: „Eng Transportpolitik am Widdersproch zu den Décisioune vun der Cop21 an och verkéierstechnesch en non-sens“, twitterte er als Reaktion auf den Erlass seines ultramoselanischen Amtskollegen.

In der Tat steht die Lizenz für die Gigaliner im Widerspruch zu dem erklärten Willen der EU-Europäer zu einer umweltfreundlicheren Transportpolitik, deren Hauptelement die größtmögliche Verlagerung vom Langstrecken-Güterverkehr weg von der Straße hin auf die Schiene darstellt.

Letzteres geschieht u.a. durch die „Huckepack“- Verfrachtung von Sattelzügen oder aber nur von den Aufliegern auf speziell konstruierte Waggons. Einer der Spezialisten für Letzteres, die Firma Lorry Rail, ist übrigens in Bettemburg beheimatet und betreibt die „Autoroute ferroviaire“ Luxemburg-Perpignan. Die überlangen Gespanne sind aber nicht so ohne Weiteres bahnverlastbar.

Da macht das Überholen dann erst so richtig Spaß!

Man muss sagen, dass die US-Amerikaner in dieser Hinsicht bislang schlauer waren. Die Einführung überlanger „Big Rigs“ ist dort trotz intensiver Lobbyarbeit nur punktuell erlaubt, was u.a. zur Konsequenz hat, dass in den USA der Langstrecken-Güterverkehr einen Schienenanteil aufzuweisen hat wie kaum irgendwo sonst. Zwar sagen die Gigaliner-Befürworter, dass ihre 25 Meter langen (bisher maximal 18,75 m) Gespanne auch nur wie gehabt 40 bzw. 44 Tonnen schwer sein dürfen, doch sind auf dieser Länge Massen von 60 Tonnen technisch kein Problem. Dann könnte sich der 40/44-Tonner als eine Art trojanisches Pferd für die spätere Einführung von Monstern mit Kampfpanzer-Gewicht erweisen. Samt den damit einhergehenden erheblichen Sicherheitsrisiken.

Nun ist es wohl rationeller und energiegünstiger, eine bestimmte Last auf einem einzigen statt verteilt auf zwei Fahrzeuge zu transportieren. Doch werden wohl die wenigsten Autofahrer begeistert sein, wenn sie sich in Zukunft mit 25-m-Zügen auseinandersetzen müssen: Da macht das Überholen dann erst so richtig Spaß!

Nicht von ungefähr hat der ADAC, die deutsche Autofahrerlobby, ernste Vorbehalte gegenüber den neuen Lastern geäußert und gefordert, dass das Gewichtslimit von 44 Tonnen auf keinen Fall aufgeweicht werden darf, und dass sie ferner abseits der Autobahnen im „untergeordneten Straßennetz“ nur in Ausnahmefällen zugelassen werden dürfen.