Das menschliche Bestreben, herauszufinden, wer der Beste, Stärkste, Schnellste ist, hatte sich blitzschnell auch auf die Fortbewegung mit dem fahrbaren Untersatz ausgeweitet.
" class="infobox_img" />Claude Clemens
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125 Jahre nach der bahnbrechenden Erfindung stellt sich mehr oder weniger regelmäßig und wohl immer öfter die Frage nach dem Sinn des Auto- und Motorsports. Klimawandel hin oder her, Finanzkrise überstanden oder auch nicht: Ist es noch zeitgemäß, auf den Rundkursen dieser Welt oder beispielsweise bei einer Dakar-Rallye in Südamerika CO2 in die Luft zu pusten bzw. Unsummen in die Entwicklung von F1-Boliden und ähnlichem zu stecken?
Für sehr viele Menschen dürfte die Antwort auf diese Fragen ein klares Nein sein. Ein gelinde gesagt riesiges Allrad-Fahrzeug speziell auf Wüstenrallye zu trimmen, ist eine Sache. Dieses „Monstrum“ dann in einer Straßenversion – die aussieht wie eine absolute Luxuslimousine, nur eben „höher gelegt“ – unter die Leute zu bringen, ist eine andere. Und die versteht nicht jeder.
Genauso wenig wie die Tatsache, dass die mechanischen Sportarten in der Regel die Spitze der (Weiter-)Entwicklung darstellen und dabei Technologien herauskommen, die irgendwann in meinem und Ihrem Auto für effizienteren oder auch ökologischeren Vortrieb sorgen werden. Das ist aber, zumindest teil- oder ansatzweise, der Fall. Natürlich nicht immer und überall, bei der Unmenge an motorsportlichen Veranstaltungen, die es weltweit gibt.
Firlefanz
Denn meistens geht es einfach nur um den Sport-Gedanken. Obwohl: Ist das noch der Fall? Dass in Spitzen-Technologie viel Geld investiert wird, ist klar. Mittlerweile scheint es aber oft nur noch um Geld zu gehen.
Paradebeispiel: Die Formel 1 – ebenfalls bekannt als „Königsklasse“ des Autosports oder aber auch als PS-Zirkus –, die am Wochenende beginnt. In diesem Zirkus hat man manchmal den Eindruck, dass sich das Business verselbstständigt hat, der Sport nur noch ein Nebeneffekt ist. Bezeichnenderweise wohnt „Big Boss“ Bernie Ecclestone dem ersten Rennen am Sonntag in Melbourne nicht bei, sondern versucht, in New York einen neuen Markt (= eine neue Geldquelle) für „seine“ Formel 1 zu erschließen: Mit Bürgermeister Bloomberg diskutiert er über die Möglichkeit eines Rennens in Staten Island.
Ausgerechnet in den USA also, wo die (zahlenden) Fans noch echtes „Racing“ schätzen: Die Markenzeichen der populärsten nordamerikanischen Rennserien sind oft Einheits-Chassis oder -Motoren. Damit die fahrerische Kunst entscheidet, wirklich der Beste gewinnen möge.
Nicht wie in der Formel 1, wo nun mit schnell abnutzenden Reifen und also vielen Boxenstopps sowie Zusatz-Speed per Knopfdruck zusätzliche Spannung geschaffen werden soll. Von Spionage-Affären, „Crash-Gates“ und anderen Skandalen und Skandälchen mal ganz abgesehen, heizt solcher Firlefanz zusätzlich zu steigendem Umweltbewusstsein und Sparzwang allenthalben die Diskussion noch stärker an: Ist die Formel 1 nicht überflüssig? Ist Motorsport nicht überflüssig?
Kurz nach einem GAU bei einem Energiehersteller sollten sich alle im Energie fressenden Motorsport Tätigen diese Frage selbst einmal stellen. Vielleicht kommen sie ja zur Erkenntnis, dass sie aus ihrem Business wieder Sport machen sollten – und so verlorenen Kredit ganz allgemein und verlorene Fans im Speziellen zurückgewinnen könnten. Vielleicht ist weniger ja manchmal doch tatsächlich mehr.
De Maart

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