Tweets vom Donald

Tweets vom Donald
(Alain Rischard)

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Regierungsführung per Twitter

Irgendwie ist es schon etwas Besonderes. Auf dem eigenen Smartphone hat jeder Mensch heute die Möglichkeit, mit dem Präsidenten der USA in direkten Kontakt zu treten. Er muss sich nur bei Twitter einschreiben und Donald Trump „followen“. Dann erhält man, direkt und live, die ungefilterten Botschaften des Präsidenten. In den darauf folgenden Stunden werden alle Medien der Welt seitenweise über die ein oder zwei Sätze schreiben.

Dank Twitter kann sich jeder nun eine eigene Meinung aus erster Hand bilden. Es fühlt sich an, als hätte man einen direkten Draht zum US-Präsidenten. Ist Donald Trump damit ein „Präsident zum Anfassen“? Einer, der den direkten Kontakt zum Volk nicht scheut?

Die Antwort gleich vorweg: Nein. Die Kommunikation über Twitter läuft bei Trump nämlich nur in eine Richtung. Fragen und Antworten, wie bei einer klassischen Pressekonferenz, sind nicht vorgesehen. Auch reichen 140 Schriftzeichen kaum aus, um detailliert über komplexe Themen zu berichten.

Hinzu kommt, dass Donald Trump zwar fast 20 Millionen „Followers“ in der Welt zählt, er selbst sich auf Twitter aber gerade mal für das interessiert, was 42 „Personen“ zu sagen haben. Zu diesen 42 zählen seine Familie und die Twitter-Accounts seiner Unternehmen. Es geht ihm bei Twitter also wirklich darum, seine Botschaften ans Volk zu bringen – und das, indem er die Medien, die er öfters über den Kurznachrichtendienst beschimpft, umgehen kann.
Dennoch bewegen seine Tweets die Welt – obwohl er seinen Posten noch nicht einmal angetreten hat. Die Märkte reagieren auf die Aussagen: Aktienkurse von Unternehmen und sogar von Währungen (z.B. mexikanischer Peso) brechen ein.

Und Donald Trump hat derzeit überaus viel Erfolg mit seinem Landes-Management über die Kurzmeldungen. Nachdem er General Motors Strafzölle angedroht hatte, sollte das Unternehmen weiter Autos aus dem benachbarten Niedriglohnland einführen, strich Ford eine 1,6 Milliarden Dollar schwere Investition in Mexiko. Stattdessen wird Geld in ein US-Werk gesteckt. Die japanische Regierung nahm Toyota in Schutz und erklärte, was das Unternehmen in den USA leiste. Fiat Chrysler hat am Wochenende ganz eifrig die Schaffung von 2.000 neuen Arbeitsplätzen in den USA angekündigt. Auch in Deutschland machen sich die Autokonzerne bereits Sorgen.

Doch es sind nicht nur Konzerne, die sich den Tweets fügen. Auch die eigene Partei gibt klein bei, wenn Trump twittert. So haben die Republikaner nach seiner Kritik ihren Plan fallen gelassen, eine unabhängige Ethikbehörde zur Beaufsichtigung von Abgeordneten abzuschaffen.

Wie es scheint, will sich niemand mit dem neuen starken Mann anlegen. Wollen sie ihm gefallen oder haben sie Angst? Er könnte ja mit einem bösen Tweet reagieren. Etwa so wie er am Sonntag nach einem Interview mit seiner ehemaligen Wahlkampfmanagerin twitterte: „Dishonest media cut out 9 of her 10 minutes. Terrible!“ Und so was kommt vom künftigen Präsidenten einer alten Demokratie. Satte 48.000 Personen gaben an, dass ihnen dieser Tweet gefällt.

Die Aggressivität dieser Botschaften – er redet sogar von „meinen Feinden“ – ist ein gefährliches Spiel. Die Folgen für die Demokratie – und für die Wirtschaft – sind noch nicht absehbar.