The Times They Are A-Changin’

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Man kann ihn lieben oder hassen, ihn vergöttern oder verachten. Nur eines kann man nicht: ihn ignorieren.

Die einen sehen in der einstigen Stimme des Protests immer noch den Literaturnobelpreisträger, für viele andere aber ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. „Jeder Songwriter nach ihm trägt sein Gepäck“, sagt Bono von U2 und behält vermutlich recht.

Der schmächtige Mann mit der eindringlichen Stimme hat sie alle inspiriert: die Beatles, Bruce Springsteen, Eric Clapton, selbst die Rolling Stones. Doch das sind viele Jahre her. Kaum jemand erinnert sich noch an seine Auftritte mit Joan Baez, dank der er zu Beginn der 60er Jahre zur Symbolfigur der emanzipatorischen Bewegung in den Vereinigten Staaten wird.

Es sind vielmehr die Bilder der Verschmähung, die wir heute mit Bob Dylan assoziieren – Bilder einer schwächelnden und zerbrechlichen Ikone, die in Werbespots für Damenunterwäsche auftritt; Bilder eines apathisch wirkenden Musikers, der ins Reich der Mitte reist, um protestlose Songs zu spielen – Konzerte ohne jegliche Bedeutung, erschreckend inhalts- und seelenlos.

Seine treuen Anhänger aber verzeihen ihm, immer und immer wieder, als ob sie nicht wahrhaben wollen, dass ihr „Poet der Sinnsuche“ bereits vor Jahren kapituliert und die Waffen niedergelegt hat. Ob aus reiner Nostalgie, Mitleid oder Notwendigkeit heraus? Wir wissen es nicht genau.