Selbst belogen

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Als "Lebenslüge" bezeichnete IOC-Präsident Thomas Bach die Behauptung, Sport habe nichts mit Politik zu tun. Das ist ein starkes Wort für einen Mann, dessen Karriere sportpolitisch vom Start weg geplant war.

Bach ist ein Zögling von Horst Dassler, ehemaliger Chef von Adidas, der ein erschreckend effizient funktionierendes Korruptionssystem in der Sportwelt aufgebaut hatte.

David Thinnes dthinnes@tageblatt.lu

Wie weit kann man einem Mann wie Bach – und damit dem IOC – Vertrauen auf dem Weg aus der Glaubwürdigkeitskrise entgegenbringen?

Es wird sich erst in der Praxis zeigen, ob und wie dieser Paradigmenwechsel durchsetzbar ist.Olympische Spiele 1936 in Berlin, die Boykotte 1976, 1980 und 1984, Menschenrechtsverletzungen 2008 in Peking oder 2014 in Sotschi: Die Nähe von IOC und Politik besteht seit Jahrzehnten. Juan Antonio Samaranch (IOC-Präsident von 1980 bis 2001) zum Beispiel war Sportminister unter dem spanischen Diktator Francisco Franco. Diese Nähe zu leugnen, ist das beste Beispiel für die „Parallelwelt IOC“, wie es Sportsoziologe Professor Thomas Alkemeyer im Tageblatt-Interview auf Seite 3 beschreibt.

Das IOC scheffelt Millionen mit dem Verkauf einer perfekten Sport-Welt. Diese gibt es aber nicht: Doping, Wettmanipulation, Korruption verätzen den Sport. Das IOC sollte also zuerst aufhören, sich selbst zu belügen, ehe es sich – wieder mal – große Reformen auf die Fahne schreibt und versucht, diese erfolgreich in die Tat umzusetzen.