/ Schwindende Geduld
Der Grund: Seit Jahren bereits fordern beide Berufsgruppen eine Anpassung ihrer Laufbahnen an die jeweilige Ausbildungsdauer. Diese ist parallel zu den immer breiter gefächerten Aufgabenbereichen konstant angepasst und ausgeweitet worden.
Während die Erzieher („éducateurs diplômés“) seit 1990 einen „Bac+1“ zur Ausübung ihres Berufs vorweisen müssen, gilt für die Sozialpädagogen („éducateurs gradués“) seit dem gleichen Datum ein „Bac+3“. Diese Anpassung der Ausbildungen war nicht nur aufgrund der immer komplexer werdenden Berufsbilder, sondern auch wegen der wachsenden erzieherischen und sozialen Verantwortung von Erziehern und Sozialpädagogen nötig geworden.
Die Ausbildungen wurden also den sich verändernden Begebenheiten angepasst, gleichzeitig blieben die Lohnstrukturen aber unverändert. Mit dem Ergebnis, dass, wie die Dachverbände seit Monaten verstärkt bemängeln, die Karrieren der „éducateurs“ im öffentlichen Dienst im Verhältnis zur Ausbildungsdauer zu den am schlechtesten bezahlten überhaupt gehören. Der Unmut über diesen Zustand erhielt vor rund einem Jahr dann noch zusätzliche Nahrung, als nach monatelangen Verhandlungen die Regierung den Lehrern eine bedingte Anpassung ihrer Laufbahn zugestand.
Nun ist es nicht so, dass Erzieher und Sozialpädagogen den Lehrern ihre Lohnanpassungen nicht gönnen würden. Ganz im Gegenteil. Denn ähnlich wie bei den „éducateurs“ stand auch bei den Lehrern lange Jahre das Gehalt nicht im Verhältnis zu Ausbildung und Aufgaben. Nur eben mit dem Unterschied, dass Letztere schließlich bei den politisch Verantwortlichen Gehör fanden, während Erstere weiterhin und nun seit bald 20 Jahren um Anerkennung kämpfen müssen.
Präzedenzfall
Mit ihren Zugeständnissen an die Lehrer hat die Regierung einen Präzedenzfall geschaffen, dessen Folgen derzeit nicht absehbar sind. Denn einerseits wurden mit der Anpassung der Lehrerlaufbahn zwar diverse Ungerechtigkeiten zwischen verschiedenen Karrieren ausgemerzt, andererseits wurden andere – eben jene zwischen Lehrern und Erziehern oder Sozialpädagogen – nur noch vergrößert. Besonders unglücklich ist diese Situation insofern, als dass die angesprochenen Berufsgruppen ab September verstärkt an einem Ort – gemeint ist in diesem Fall die Grundschule – zusammenarbeiten sollen. Derart flagrante Ungerechtigkeiten wirken sich – auch wenn die involvierten Parteien noch so viel Verständnis für die Situation des jeweils anderen aufbringen – über kurz oder lang negativ auf ein Arbeitsklima aus.
Im Interesse aller, vor allem aber im Interesse der Kinder, sollte dieser Missstand schnellstens behoben und den Erziehern/Sozialpädagogen die Anerkennung zuteil werden, die ihnen nicht erst ab September und nicht nur in der Grundschule zusteht.
Dass es den „éducateurs gradués“ und „éducateurs diplômés“ nicht (nur) ums Geld, sondern vornehmlich um eine gerechte Behandlung geht, zeigt sich in der Tatsache, dass sie auch nach jahrelangem Stillhalten bereit sind, sich noch einige Monate zu gedulden.
Denn wie die Sozialpädagogen bereits mehrmals erklärt haben, fordern sie – anders als die Lehrer – keine exklusive Gehaltsaufbesserung. Vielmehr sollen alle Fehler in den Gehältertabellen im Rahmen einer Gehälterreform im öffentlichen Dienst beseitigt werden. Eine eigentlich ziemlich uneigennützige und verantwortungsbewusste Einstellung, die aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass auch die Geduld der nettesten und in Bezug auf die wirtschaftlich schwierige Lage verständnisvollsten Erzieher und Sozialpädagogen irgendwann zu Ende geht.
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