Schéin Ouschterdeeg

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Freut euch, Leute, die ihr Zeit für die Zeitung findet!
Der Wetterbericht bietet beste Aussichten; innenpolitisch ist bereits zwei Wochen nichts los und gestern zog die Regierung ihr Reformprojekt in Sachen Staatsdienst zurück: Man will nun doch nicht mehr so eisern sparen; der Streit mit den Gewerkschaften würde zu teuer.

Dem Land geht es wirtschaftlich viel besser, als die sogenannten Experten prophezeiten. Mit seinem hervorragenden 3,5%-BIP-Wachstum im „Krisenjahr“ 2010, das Herrn Frieden eine Milliarde (Euro) mehr in die Kasse spülte, als er errechnet hatte, entlarvt Luxemburg das Gesabber der Miesmacher als ein Mittel zum Zweck der Umverteilung von unten nach oben. Sie ist via Steuer- und Taxenerhöhungen, Kürzung von Sozialleistungen und nicht ausgeglichener Teuerung voll im Gange. Man setze diesem ungerechten, unheilvollen Prozess doch unverzüglich ein Ende, am Tisch der Tripartite, nach dem 1. Mai!

Neben dem Streit um das Brutto- und das Nettoeinkommen wirkt der Hader um die cul-de-bus-Kampagne der AHA-Gruppe fast surreal. Da beanspruchen Atheisten, Humanisten und Agnostiker ihr Recht, öffentlich, mittels aus eigener Tasche bezahlter Werbefläche, all diejenigen aufzufordern, welche sich im privaten Kreise gerne als Nicht(mehr)gläubige äußern, sich zu outen.

Das AHA-Ziel ist ein hoch kulturelles und hoch politisches: Man sollte endlich in diesem Lande das demokratische Kräfteverhältnis zwischen denen offenlegen, die sich, rechtens, mit aller Konsequenz, zu einer Religion bekennen, und denen, die sich, rechtens, mit aller Konsequenz, keiner Religion verpflichtet fühlen.

Über dieses Kräfteverhältnis gibt es gegenwärtig keine Gewissheit.

Man weiß aus Beobachtungen und Zählungen, wie leer die Gotteshäuser der Catholica in der Regel sind, auch an den Wochenenden. Dennoch beansprucht die katholische Kirche nach wie vor das Leadership, das ihr optisch zustehen mag, wegen ihrer überragenden Rolle als Zeremonienmeisterin nach der Geburt und nach dem Tod. Mit diesem Kunstgriff, um nicht zu sagen: Trick, rechtfertigt sie ihren direkten und indirekten Einfluss im öffentlichen Leben und, in simpler Konsequenz, auf das private Leben.

Ihre auf eine völlig undurchschaubare Art und Weise designierten Vertreter haben quasi automatisch Zugang zu allen Gremien und Instanzen, die politische, ethische und kulturelle Entscheidungen vorbereiten oder gar treffen. Sie sind wie eh und je überall dabei, ohne weitere Legitimation als die, dass ihr Erzbistum sie unmittelbar und mittelbar delegierte.

Anders und ganz einfach gesagt: So was, ein solcher Missbrauch der Demokratie, ist nur deshalb möglich, weil die Humanisten, die Agnostiker, die Atheisten unter uns, und, über diese drei philosophischen Familien hinaus, die Gläubigen, die ohne Lüge zu ihrem Bekenntnis stehen möchten, der Sache freien Lauf lassen. „Es war ja immer so!“ – „Maach et wéi d’Leit, da geet et der wéi de Leit.“ Usw.

Es gelang AHA, mitten in der Osterwoche Aufsehen zu erregen, weil katholische Eiferer zum Boykott der Busfirmen aufriefen, auf deren Vehikeln nicht mehr und nicht weniger gefragt wird als ein Bekenntnis. Fragt die Kirche, die staatlich subventionierte Kirche, nicht immer und überall ein Bekenntnis zu ihren Dogmen? Credo in unum deum, et, et, et …?

Bonne chance!

Warum sollte in einem demokratischen Rechtsstaat die Aufforderung zum Bekenntnis der Nicht-Religiosität verboten sein?

Oder abgelehnt werden, damit die Werbeträger, in diesem Fall die Busfirmen, nicht unter einem Boykott zu leiden hätten?

Oh Gott! Wie oft wurde das Tageblatt boykottiert! Von ganzen Religionen, von einzelnen Politikern! Es wurde gegen uns gepredigt, man kündigte uns die Anzeigen. Wir hielten durch.
Und wir erwarten, dass die demokratischen Freiheiten auch in a- oder unpolitischen Transportunternehmen als das wertvollste Gut gelten.

Bonne chance, AHA!