/ Riesengeschäft Gesundheit
Die Impfkampagne kommt in Luxemburg, wie auch in unseren Nachbarländern, nur schleppend voran. In Luxemburg und im Ausland versuchen die Gesundheitsautoritäten verzweifelt, die Menschen auf die Gefahr der H1N1-Grippe aufmerksam zu machen. Bislang jedoch ohne den erwünschten Erfolg. Deshalb wurde die Kampagne von den sogenannten Risikofällen jetzt auf die gesamte Bevölkerung erweitert und wird in drei der sieben Impfzentren (Luxemburg, Esch/Alzette, Diekirch) vom 3. bis zum 6. November weitergeführt.
Die Stimmung könnte jetzt, nach dem ersten Todesfall ohne Vorerkrankung in Deutschland, umschlagen. Dort ist vorgestern eine 48-jährige Frau in Bonn dem H1N1-Virus erlegen.
Experten warnen schon seit längerem vor einer zweiten Grippewelle, wo mit schwereren Krankheitsverläufen zu rechnen sei als bei der eher „milderen“ ersten Welle der „Schweinegrippe“. Und das mutierte Virus könnte sich genauso schnell übertragen wie das harmlosere der ersten Welle. Wenn die Krankenhausbetten knapp werden, die Fälle der saisonalen Grippe sich häufen und die Gefahr einer Mutation des H1N1-Virus steigt, rechnen die Ärzte mit einer Steigerung der Impfungen.
Kritiken bezüglich der „Wirkungsverstärker“ seien Blödsinn, so verschiedene Virologen. Die Impfstoffe seien getestet worden, die „Verstärker“ in herkömmlichen Grippe-Impfstoffen millionenfach gespritzt worden. Es gäbe keinen Grund für Vorbehalte. Andere Wissenschaftler wiederum hegen große Zweifel an der Effizienz der Stoffe, befürchten Nebenwirkungen und halten die „Verstärker“ weiter für gefährlich.
Auftragsboom
Die Mehrheit der Bevölkerung ist verunsichert. Während die einen auf Nummer sicher gehen und sich gegen beide, die saisonale und die H1N1-Grippe, impfen lassen, bleiben andere zu Hause und hoffen, dass sie nicht krank werden. Das alles, weil man zu wenig über den Impfstoff und seine Nebenwirkungen weiß. Um die Ängste der Leute zu zerstreuen, braucht es Zeit. Die Bevölkerung muss genau und objektiv informiert werden. Dies ist bis jetzt leider nicht der Fall.
Es werden auch Zweifel laut, ob die ganzen Diskussionen um die „Schweinegrippe“ und die Impfkampagnen nicht den einzigen Zweck haben, die Umsätze der Pharmaindustrie zu steigern. Die Impfstoff- und Grippemittelhersteller erleben im Augenblick einen wahren Boom. Schon vor der Vermarktung der Produkte waren die Auftragsbücher der Firmen gut gefüllt. Mehrere Hundert Millionen Dosen eines Impfstoffes, der noch gar nicht existierte, wurden schon im Juni bestellt. Über 50 Staaten unterzeichneten Verträge mit den Konzernen. Luxemburg bestellte 700.000 Dosen des Impfstoffes. Der Kampf gegen die H1N1-Grippe hat nicht nur gesundheitstechnische Gründe, sondern auch eine erhebliche wirtschaftliche Auswirkung.
Zwar rechnen Analysten damit, dass der weltweite Run auf die Impfstoffe und die Grippemittel erst am Ende des Jahres seinen Niederschlag in den Bilanzen finden wird, aber schon alleine die Vorbestellungen haben für gute Geschäfte gesorgt.
Auch wenn nur wenige Menschen den Weg in die Impfzentren finden, können die großen Konzerne das leicht verkraften. Durch die Erhöhung der Zahl der Grippefälle würden ihre Bilanzen trotzdem positiv abschließen. Der Gewinnverlust durch den Impfstoff würde durch den Mehrverkauf an Medikamenten kompensiert. Die Staaten wären die wahren Verlierer. Sie sind durch Verträge an die Konzerne gebunden. Und sie hätten umsonst viel Geld in die Impfkampagnen investiert (Logistik, Studien usw.)
Letztendlich aber ist es der Patient, der Gesundheitskunde, der aufgrund der Informationen, die er erhalten hat, entscheidet, ob er sich impfen lässt oder nicht.