Respekt und Höflichkeit

Respekt und Höflichkeit

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Frage nach einem generellen Rauchverbot in Cafés, Bistros, Tavernen und Pubs beschäftigt die Öffentlichkeit seit langem. Jeder hat eine andere Meinung. Es allen recht zu machen, ist unmöglich.

In Luxemburg gilt seit dem 5. September 2006 ein Rauchverbot in allen Restaurants, Schulen und öffentlichen Gebäuden. Ausnahmen gibt es für Bars und Cafés, hier gilt das Rauchverbot nur von 12 bis 14 Uhr und von 19 bis 21 Uhr, wenn Speisen serviert werden. In Restaurants darf weiter geraucht werden, aber nur wenn eine Genehmigung vorliegt und ein spezieller Raum eingerichtet wurde, der aber höchstens 25 Prozent der Gesamtfläche ausmachen darf.

Das Magazin Horesca und die Firma Heintz van Landewyck haben im Dezember letzen Jahres eine Umfrage bei TNS Ilres in Auftrag gegeben, um zu erfahren, wie die öffentliche Meinung zu einem allgemeinen Rauchverbot in Cafés und Diskotheken steht.

Bei den Restaurants wurde das Rauchverbot allgemein (von 90 Prozent der Befragten) sehr gut aufgenommen. Der Plan, die Zigarette auch aus den Cafés und den Diskotheken zu verbannen, stößt jedoch bei den Rauchern verständlicherweise auf nur wenig Gegenliebe.

Aber auch viele Nichtraucher sind skeptisch, sodass 57 Prozent der Befragten nicht mit einem Rauchverbot zufrieden sind.

Vor allem Nikotinliebhaber fühlen sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt und sprechen von einem Verstoß gegen ihre persönliche Freiheit.

Es wird sogar die Gründung einer Interessengemeinschaft der Raucher angekündigt, die als Ziel hat, den Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo zu torpedieren.
Einerseits muss gesagt werden, dass das Rauchen in öffentlich zugängigen Gebäuden, und dazu gehören nun mal die Wirtshäuser, ziemlich unangenehm sein kann.

Das Passivrauchen darf nicht unterschätzt werden. Wenn die Raucher von einer Einengung ihrer Freiheiten sprechen, kann dieses Argument auch für Nichtraucher gelten. Denn wohin sollen zum Beispiel Eltern mit ihren Kindern nach dem Sonntagsspaziergang eine heiße Schokolade trinken gehen, wenn überall in den Lokalen geraucht wird und die Kaffeehäuser zu sind?

Gegenseitiger Respekt

Argumente für und gegen den Tabakgenuss in Cafés gibt es zuhauf. Ziel muss jedoch bleiben, es allen recht zu machen. Die Basis dafür ist aber, alle persönlichen Entscheidungen zu respektieren.

Dazu gehören nicht nur die Raucher, die ihre „Fluppe“ genießen wollen, die Nichtraucher, die eine gesunde Luft einatmen wollen, sondern auch die Cafetiers.
Sie wollen jeden in ihrem Etablissement willkommen heißen, sei er jetzt Raucher oder Nichtraucher.

Nun heißt es jedoch in der TNS-Ilres-Studie, dass viele Nichtraucher öfter ausgingen, wenn sie nicht „geräuchert“ würden. Ein Rauchverbot aber würde die Gegner der Zigarette in die Cafés locken, die Raucher jedoch aus ihnen vertreiben. Das ist sicherlich nicht im Sinne der Café-Betreiber.

Eine Lösung könnte die Einrichtung von Raucher- und Nichtraucherecken sein. Aber dies würde eine Gettoisierung mit sich bringen, die sicherlich nicht erwünscht ist. Des Weiteren ist für viele Wirte ein Umbau finanziell nicht im Bereich des Machbaren.

Sie beklagen sich, dass nach dem Herabsetzen des zulässigen Alkoholwertes von 0,8 auf 0,5 Promille und der „unflexiblen“ Gesetzgebung über die Öffnungszeiten schon viel Geld verloren ginge. Ein generelles Rauchverbot würde vielen Dorfkneipen den Gnadenstoß versetzen.

Eine von allen akzeptierte Lösung würde helfen, die Café-Kultur in Luxemburg am Leben zu erhalten. Denn die Luxemburger hängen an ihren Dorf-Bistros. Sie sind für viele der bevorzugte Ort für soziale Kontakte.

Eine Lösung kann nicht von oben diktiert werden. Sie muss das Resultat einer breit angelegten Konzertation sein. Anstatt zu verbieten, sollte die Politik zunächst versuchen, alle Beteiligten an den Verhandlungstisch zu bringen.

Aber vor allem ist eine gesunde Portion an Respekt und Höflichkeit notwendig, wenn man erreichen will, dass Raucher und Nichtraucher in Harmonie weiter die Lokale besuchen. Raucher müssen das Recht auf eine rauchfreie Zone ebenso respektieren wie Nikotingegner das Recht der Tabakkonsumenten auf ihr „Genussmittel“.

René Hoffmann
rhoffmann@tageblatt.lu