Noch tiefer in die Tasche

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Dass es volkswirtschaftlich keinen Sinn ergibt, den Privathaushalten ihre Kaufkraft weiter zu entziehen, hat mittlerweile selbst die deutsche Sparkanzlerin verstanden.

In Luxemburg wird insbesondere der Mittelstand derweil weiter belastet.

Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu

Zu Jahresbeginn stieg nicht nur die Solidaritätssteuer von vier auf stolze sieben Prozent, die automatische Anpassung der Löhne an die allgemeine Kostensteigerung (Index) wird auch in diesem Jahr mit Rückstand ausgezahlt, die Rentenempfänger mussten auf ihre Anpassung („ajustement“) und ihre Prämien zum Jahresende verzichten, der Kinderbonus wurde gesenkt, die mittelständischen Familien müssen bei der Kinderbetreuung tiefer in die Tasche greifen (Streichung dreier Stunden bei den Dienstleistungsschecks ab dem dreifachen Mindestlohn), der Spitzensteuersatz wurde auf 40 Prozent erhöht und die Steuertabelle wurde (äußerst diskret übrigens) nach oben „angepasst“, die Kilometerpauschale gilt erst ab dem fünften Kilometer (eine Vorgehensweise, die das Bundesverfassungsgericht in Deutschland bereits vor Jahren als verfassungswidrig verworfen hat).

Außerdem stiegen die Tarife des öffentlichen Transportes, zahlreiche kommunale Taxen wurden heraufgesetzt, Akzisen auf Tabak stiegen, die Mieten tun dies ohnehin seit Jahren, Strom, Gas und Wasser werden teurer.

Dass parallel in zahlreichen Betrieben die Löhne seit Jahren stagnieren bzw. zurückgehen und Kollektivverträge selbst bei staatlich beeinflussten Unternehmen ohne viel Federlesens gekündigt werden, bedeutet weitere negative Auswirkungen auf die Kaufkraft der Menschen. Höhere Beiträge bei der Krankenversicherung und eine längere Lebensarbeitszeit (oder wahlweise eine niedrigere Rente) machen dieses düstere Einkommensszenario fast komplett.

Beitragserhöhung der Pflegeversicherung

Fast, denn die nächste Schröpfung der Einkommen zeichnet sich bereits ab. Der neue Präsident des Dachverbandes der Pflegeeinrichtungen (Copas), Marc Fischbach, hatte bereits im November vergangenen Jahres angekündigt, dass das System der Pflegeversicherung bei gleichbleibender Qualität nur zu halten sei, wenn die Beitragszahlungen anstiegen.

Die aktuellen 1,4 Prozent, die den Lohnempfängern für diese Versicherung abgezogen werden, sind demnach kaum zu halten.

Die IGSS („Inspection générale de la sécurité“) rechnete aus, dass es zwischen 2000 und 2030 eine Zunahme jener pflegebedürftigen Menschen, die in spezialisierten Einrichtungen betreut werden, von 167,5 Prozent geben wird (von 2.372 auf 6.346). Jene, die zu Hause betreut werden, werden prozentual in dem gleichen Zeitraum gar um 249,2 Prozent steigen (von 3.363 auf 11.742). Seit 2006 steigt die Zahl der Pflegefälle kontinuierlich um 4,6 Prozent. Auch wenn diese Steigerung zwischen 2012 und 2030 „nur“ noch 2,2 Prozent im Mittelwert beträgt, so wird – selbst bei der größeren staatlichen Beteiligung (von 35 auf 40 Prozent) – im Jahre 2015 die legale Reserve von zehn Prozent der Ausgaben unterschritten und Gegenmaßnahmen drängen sich auf.

Nach Sozialversicherungen und Pensionen (und allen oben erwähnten Ausgabenerhöhungen) steht somit eine weitere finanzielle Belastung der Einkommen an, spätestens im kommenden Jahr wird diese wohl Realität werden.