Maßstab 1:2500

Maßstab 1:2500
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es gab Zeiten, da geschah die Entwicklung des Landes praktisch vollkommen planlos.

Straßenbau fand dort statt, wo es notwendig schien; jedes Dorf, jede Stadt organisierte sich mehr oder weniger eigenständig, die Betriebe ließen sich dort nieder, wo es ihnen günstig erschien bzw. wo sie am einfachsten an die Rohstoffe kamen. Die Hauptstadt wurde zum natürlichen Sitz der Verwaltungen und Entscheidungszentren, die Banken zogen nach …
Natur passierte dort, wo niemand baute, und gewohnt wurde in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes.

Problematisch wurde es erst, als die Einwohnerzahlen wuchsen, die Wirtschaft Zehntausende von Grenzgängern ins Land zog, die Flächen knapper wurden und der Individualverkehr an sich selbst zu ersticken drohte.

Dieser Weg wird kein leichter sein …
Die Notwendigkeit einer effizienten, zukunftsorientierten und am besten nachhaltigen Landesplanung ist somit unumstritten: Der Weg dahin ist allerdings kein einfacher. So bereitete die frühere schwarz-rote Regierung bzw. ihr Innen- und Landesplanungsminister über lange Jahre sogenannte sektorielle Pläne in den wichtigsten Entwicklungsbereichen vor, hielt diese aber bis zum bitteren Ende der sozialkonservativen Koalition unter Verschluss.

Die neue Regierung wollte im frischen Eifer der ersten Monate von Blau-Rot-Grün verständlicherweise schnelle Resultate: Eine kohärente Planung der Entwicklung des Verkehrs, des Wohnraums, der Natur und der wirtschaftlichen Gewerbezonen hat in der Tat Dringlichkeitscharakter. Man muss sich nur morgens und abends die alltäglichen Staus auf den Autobahnen und die überfüllten Busse und Züge anschauen, um einzusehen, dass weiteres Wirtschaftswachstum ohne begleitenden Plan nicht funktionieren kann. Doch die innerhalb kurzer Zeit fertiggestellten und präsentierten sektoriellen Pläne, die einen reglementarischen Charakter haben sollten, konnten nicht durchgesetzt werden.

Die Diskussionen in den Gemeinden kamen zu spät, juristische Unsicherheiten, die besonders vom Staatsrat angeprangert wurden, sowie handwerkliche Fehler (u.a. verschiedene Maßstäbe des kartografischen Materials) zwangen die Regierung, die Pläne bis auf Weiteres zurückzuziehen.

Jetzt sollen nicht nur die Karten alle im Maßstab 1:2500 vorgelegt werden, auch die Diskussion mit den Betroffenen soll neu und breiter geführt werden, die bereits von den Gemeinden formulierten Anmerkungen sollen in den überarbeiteten Plänen ebenso berücksichtigt werden wie bestehende landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Auch ein offensichtliches „oubli“, die Einbeziehung der Großregion in die Entwicklungsstrategien, soll nun aufgefangen werden. In dem Sinne darf der unfreiwillig genommene neue Anlauf zur praktisch umsetzbaren und umzusetzenden Landesplanung, deren Ziele immer noch eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung gepaart mit sozialer Kohärenz sind, als Chance für das Land verstanden werden.

rschneider@tageblatt.lu