Made in Luxembourg

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Es ist ein Phänomen der Globalisierung geworden: Die Länder vermarkten sich und werden so zu Marken. Das mediale Spiel um die öffentliche Außendarstellung ist kein Luxus, den man einfach so nach Belieben nebenher betreiben kann.

Vom Image eines Landes – auch innerhalb eines breiteren Publikums – hängt mittlerweile ab, welche Investoren und Investitionen in ein Land gelangen.

Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu

Es ist demnach kaum verwunderlich, dass zum Beispiel Frankreich versucht, wieder Industriebetriebe ins Land zu locken, die einst ihre Produktionsstätten dort ausgelagert hatten. Wenn Betriebe wie Solex – der Hersteller von Fahrrädern mit Hilfsmotor – wieder eine Fabrikationseinheit „zu Hause“ aufrichten, dann mag es auf den ersten Blick wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirken. Werden solche Mini-Erfolgsgeschichten jedoch in eine globale Strategie der Vermarktung des Landes eingebettet, dann kann daraus durchaus mehr werden. Frankreich versucht, sich wieder als Industriestandort attraktiv zu machen – trotz höherer Lohnnebenkosten und Löhne als etwa in Asien.

Dabei hilft dann eine Werbekampagne des „Made in France“ mit einem doppelten Zweck. Einerseits gilt es, allen Exportwaren ein Qualitätslabel zu verpassen. Als Nebeneffekt sollen ruhig auch solche Produkte davon profitieren, die bislang nicht unbedingt mit dem guten Ruf Frankreichs in Verbindung gebracht wurden. Andererseits gilt es eben auch, den Anteil an schlechtem Ruf so weit wie möglich zu drücken. Solex und die „Made in France“-Kampagne tun genau dies, indem sie zeigen, dass im Land der „ewig streikenden Defaitisten“ durchaus Unternehmertum erfolgreich ist. Die Botschaft richtet sich dabei sowohl nach innen wie auch nach außen. Frankreichs Minister „pour le redressement productif“, Arnaud Montebourg, verspricht sich dadurch eine Verbesserung der Stimmung innerhalb des Landes und die Etablierung der „Marque France“ als Produktionsstandort in den Köpfen der Menschen außerhalb der Landesgrenzen.

Ein Qualitätslabel ist auch „Made in Germany“, natürlich eng verbunden mit dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Dies obwohl der Begriff vor über hundert Jahren in Großbritannien geprägt wurde, und zwar nicht als Loblied, sondern als Schmähung. Eine Tatsache, die in Asien unbekannt sein dürfte, weshalb man dort offensiv mit dem Prädikat „deutsche Qualität“ auftritt. In Europa ist es indes eine andere Geschichte, die Vermarktung demnach auch – natürlich auch aus historischen Gründen – etwas softer.

Beispiele dafür, wie schnell ein Land unter schlechter Publicity – gerechtfertigt oder nicht – leiden kann, gibt es genug. Man siehe sich die Türkei an. Bedingt durch den politischen Machtkampf erlebte das Land im vergangenen Jahr einen kräftigen Kapitalabfluss, einbrechende Aktienkurse und einen Verfall der türkischen Lira. Eine Situation, die nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich für das Land gefährlich werden kann.

Quadratur des Kreises

Unter schlechter Publicity leidet auch Luxemburg. Und um es vorwegzunehmen, wie die letzten Jahren zeigen, wird man sich wohl daran gewöhnen müssen. Das Problem steht und fällt mit dem Finanzsektor. Denn während die Wirtschaftsprodukte aus Luxemburg ihren Markt wohl finden werden – ob mit oder ohne internationale Kampagnen – , ist es der Finanzplatz, der sowohl das schlechte Image produziert als auch mittlerweile bedacht ist, ein gutes Image aufzubauen. Gesucht wird die Lösung für das Problem der Quadratur des Kreises, und das bereits seit Jahren. Das Fatale ist, dass das schlechte Image sich eben nicht nur auf diesen einen Sektor beschränkt.