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Ein ukrainischer Soldat justiert ein von Kugeln durchlöchertes Bild des russischen Präsidenten Putin während eines Interviews mit Medienvertretern an einer Frontlinie Symbolfoto: Vadim Ghirda/AP/dpa

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Wer erinnert sich noch an die Kuba-Krise von 1962? Die Sowjetunion hatte atomar bestückte Mittelstreckenraketen auf Kuba stationiert und war im Begriff, die Anlagen auszubauen. Die USA mit ihrem Präsidenten Kennedy fühlten sich unmittelbar bedroht, verhängten eine Seeblockade und verlangten einen Abbau der Raketen. Die Welt, die am Rande eines Atomkrieges stand, verdankt ihr Weiterbestehen der Besonnenheit von zwei Staatsmännern: Chruschtschow zog die russischen Raketen ab und Kennedy die amerikanischen aus der Türkei. Im gemeinsamen Abkommen wurde festgehalten, dass letztere Maßnahme nicht publik gemacht werden sollte, da sie ein Gesichtsverlust Amerikas bedeutet hätte.

Die Sowjetunion mit Präsident Gorbatschow erlaubte 1990 die Wiedervereinigung Deutschlands, wobei dem russischen Präsidenten versichert wurde, dass die NATO sich nicht nach Osten ausdehnen würde. Die Sowjetunion löste sich auf, mit ihr der Warschauer Pakt und somit endete der „Kalte Krieg“.

In kleinen Schritten ist die NATO trotzdem nach Osten vorgedrungen: Polen, Tschechien, Ungarn (1999), Slowakei, Bulgarien, Rumänien, die baltischen Staaten: Estland, Lettland, Litauen (2004). Zu erwähnen sind auch: Slowenien (2004), Albanien, Kroatien (2009), Montenegro (2017), Nordmazedonien (2020). Mit Ausnahme der baltischen Staaten befindet sich jedoch jeweils ein Pufferstaat zwischen der NATO und Russland: Weißrussland und die Ukraine. In der Ukraine wurde der legitime Präsident Janukowitsch 2014 durch einen Putsch fortgejagt (die erforderliche Stimmenmehrheit laut Verfassung fehlte) und das Land orientierte sich nach Westen. In Weißrussland schlug der Versuch, den Präsidenten zu verjagen, bis jetzt fehl. Nun versucht die NATO mit allen Mitteln, die Ukraine in die NATO zu integrieren, und könnte so die Unterstützung Moskaus für die dissidenten Gebiete Lugansk und Donezks als Ursache nehmen, um den Art.5 des NATO-Vertrags (Beistandshilfe der USA) zu benutzen, um die russische Unterstützung als Angriffskrieg auf ein NATO-Mitglied auszulegen.

Die NATO hat schon atomwaffenfähige Mittelstreckenraketen in Polen und Rumänien installiert und vermehrt die Truppenpräsenz in den baltischen Staaten. Russland mit dem Präsidenten Putin wird, so wie Kennedy damals, amerikanische atomar bestückte Mittelstreckenraketen in der Ukraine, direkt vor seiner Haustür, niemals dulden. Dies ist die Ukraine-Krise.

Um einen Atomkrieg zu vermeiden, bleibt Putin nur die Möglichkeit, die Ukraine zu bewegen, ein Regime einzuführen, das keine NATO-Mitgliedschaft will. Die EU hat ja schon Beispiele wie Österreich, Schweden und Finnland. Die von den USA angedrohten Sanktionen werden sowieso nur die EU-Vasallen schädigen, da die Handelsbeziehungen USA-Russland vernachlässigbar sind. Nicht Deutschland oder die Investoren haben beschlossen, das Nordstream-2-Projekt nicht in Betrieb zu nehmen, sondern die USA. Somit zeigen die USA, dass Deutschland immer noch ein von US-Truppen besetztes Land ist, was sich zu fügen hat. Ist die Ukraine-Krise also auch ein Kampf um das Gas-Geschäft?

Die langfristige US-Politik besteht darin, die Zusammenarbeit von Deutschland und Russland zu verhindern, (die einen haben die Industrie und Arbeitskraft, die andern die unermesslichen Rohstoffe), und eine Sperre durch USA-genehme Staaten wie Polen, Weißrussland (noch herrscht dort Lukaschenko) und die Ukraine (von Nord nach Süd) zwischen Deutschland und Russland zu errichten.  

Da Russland sich den amerikanischen Expansionsgelüsten widersetzt, wird Putin in sämtlichen westlichen Medien bestmöglich verteufelt. Dies wirft ein besonderes Licht auf die einseitige statt multipolare Berichterstattung der westlichen Presse.