LeserbriefPolitik und Ethik

Leserbrief / Politik und Ethik
 Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Ludwig Wittgenstein weigerte sich, eine Definition der Ethik zu geben. Bertrand Russell schrieb von klarem Denken und Mitgefühl (Clear thinking and kindness). Bei Hannah Arendt führt die Abwesenheit von Denken zur Banalität des Bösen.

Im Jahr 2022 besinnt sich die Luxemburger Regierung auf Ethik. Es ist nie zu spät, auch wenn es sehr spät ist. Erny Gillen, in seinem Gespräch mit dem Tageblatt, spricht von einer erstaunlichen Nachricht für Luxemburg und versteht sie als Hinweis für fehlende Professionalität. Ein netter Euphemismus. Ethik kann kein Teil der Infrastruktur der Regierung sein. Gillen bezeichnet sogar den Begriff, ethische Infrastruktur, als ein scheußliches Wort. Ein Deontologiekodex im Gegenteil ist angebracht, so wie eine Art zehn Gebote. Der Deontologiekodex wird auf der Basis von Ethik aufgebaut, erzeugt aber keine. Eine Ethikregel ist ein Widerspruch in sich selbst.

Ethik ist Verinnerlichung auf höchster Ebene von menschlichem moralischen Denken. Wenn dieses Denken die Welt regieren würde, bräuchten wir keine zehn Gebote, keine Gesetze, keine Regeln. Ethik gibt es, seit es Menschen gibt. Sie ist nur etwas sparsam verteilt. Auch wenn sie noch nie die Welt gelenkt hat, so hat sie aber geholfen, über Jahrtausende hinweg, mit Hilfe von zivilisatorischen Gesetzen und Regeln, die Welt einigermaßen zu verbessern. Die Verbindung zwischen Gesetz und Ethik ist nicht eindeutig. Ethik kann gesetzwidrig sein. Gesetzlichkeit kann unethisch sein.

Eichmann war seines Sagens nach ein gehorsamer Befolger der Gesetze seines Landes. Der Franzose, welcher Migranten illegal über die Grenze von Italien nach Frankreich half, kam in den Knast für seine ethische Tat.

Erny Gillen zeigt sich auch etwas besorgt darüber, dass dieser neue Ethikwahn auf Druck von außen entstanden ist. So wie ein Aufrütteln aus einem langen Schlaf.

Wenn es wirklich sogenannter „Ethikregeln“ bräuchte, um, 2022, Unbestechlichkeit und Integrität aller Beamten zu gewährleisten, wäre es schlecht um den luxemburgischen Staat bestellt. Wir brauchen keine Ethikregeln. Wir brauchen ethische Menschen und somit Minister.

Ethik ist niemandem ins Gesicht geschrieben und steht nicht im Pass.

Das Problem ist, man kann Ethik und natürlich ihre Abwesenheit nur in den Taten, das heißt, im Nachhinein, erkennen.

Grober J-P.
15. April 2022 - 13.23

"Massengräbern in Luxemburg" Sie verheimlichen uns was, bitte raus damit!

HTK
15. April 2022 - 9.05

"Eichmann war seines Sagens nach ein gehorsamer Befolger der Gesetze seines Landes. Der Franzose, welcher Migranten illegal über die Grenze von Italien nach Frankreich half, kam in den Knast für seine ethische Tat." Und die katholischen Würdenträger die den Nazis nach Südamerika geholfen haben(Rattenlinie)? Diejenigen die Ethik mit Moral vergleichen,ihrer Moral(10 Gebote),scheren sich einen Dreck um die Menschenrechtscharta,waren bei jeder "Schweinerei" dabei. Hinter dem Schwert kam immer gleich das Kreuz.(Indios). "Um in der Politik weiter zu kommen muss man ein guter Lügner sein." (JCJ) Man sieht Moral und Ethik sind eben nicht dasselbe. Ethik ist natürlich,Moral nicht. An der Ethik kann man nicht rütteln,die Moral passt sich an. Man denke nur an den ausserehelichen Sex usw. Was gestern noch unmoralisch war geht heute mit durch. Gillen kann ein Lied davon singen.Man muss nicht Priester sein um ein guter Mensch zu sein.Im Gegenteil.

Robert Hottua
14. April 2022 - 11.34

Guten Tag Herr Schiltz, 2006 haben die lux. Menschenrechtsorganisation und die lux. Patientengewerkschaft ergebnislos auf die Notwendigkeit der Untersuchung von Folterverbrechen und Massengräbern in Luxemburg hingewiesen. Diese Notwendigkeit besteht bis heute. MfG Robert Hottua