ForumHandys in Schulen und Vereinen gehören unter das Waffengesetz

Forum / Handys in Schulen und Vereinen gehören unter das Waffengesetz
 Foto: dpa/Fabian Sommer

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Würden Sie Ihrem Kind eine Schusswaffe mit in die Schule geben? Würden Sie Ihrem Kind Pfefferspray mit zum Pausenbrot legen? Würden Sie Ihrem Nachwuchs einen Baseballschläger mit auf den Schulweg geben? Würden Sie Ihrem Kind eine Steinschleuder oder andere Fernwaffen in die Sporttasche packen? Würden Sie Ihrem Spross ein Taschenmesser mit auf den Weg zur Musikschule oder den Pfadfindern geben? Wenn Sie diese Fragen eindeutig mit „Nein“ beantworten, dann fragen Sie sich bitte auch, warum Sie Ihr Kind mit einer potenziellen Seelen-Schusswaffe, Volksmund „Handy“, in die Bildungsanstalten schicken.

Ein Stück Dialektik der Aufklärung hat sich wieder einmal in einem großherzoglichen Pausenhof beobachten lassen: Einige, längst zu bedrohlichen Reiz-Reaktionsautomaten abgestumpfte Jugendliche haben von ihrer moralischen Schusswaffe Gebrauch gemacht, um mit selbiger ein Opfer, das sie vorher sorgfältig auserkoren hatten, während einer physischen und verbalen Gewaltorgie zu filmen. Diese Medienkompetenz lässt staunen. An einer Grundschule wurde unlängst ein Mädchen von Mitschülern in ihrer körperlichen Integrität verletzt: Diese Straftat wurde, ja, Sie raten es bereits, mit einer großkalibrigen Schusswaffe des Formats „Smartphone“ aufgezeichnet.

Warum delegiert die Gesellschaft alles auf die Schultern derer, die sich nichts zuschulden kommen lassen?

Erstaunlicher und zynischer als diese beiden Fälle ist nur, dass jetzt nicht auch der Schusswaffe der Krieg erklärt wird, sondern wieder einmal ausschließlich dem Hänseln, neudeutsch „Mobbing“. Die Moraltrompeter, allen voran Psychologen, steigen vom Olymp der Allwissenheit herab, orakeln aber leider am Thema vorbei. Wieder einmal. Ärgerlich wird man jedoch, wenn aus dem Munde der Seelenpriester die „Zivilcourage“-Parole ertönt. Sollte etwa ein unbeteiligtes Kind eingreifen, sich eine blutige Schnauze holen und am Ende vielleicht von einer Gesellschaft, die den Täterschutz zum Mantra auserkoren hat, sich noch Vorwürfe gefallen lassen, weil es vielleicht bisweilen etwas zu grob gegen die Angreifer war? Warum delegiert die Gesellschaft alles auf die Schultern derer, die sich nichts zuschulden kommen lassen? Ehrlichkeit und das Eingestehen manch unangenehmer anthropologischer Konstanten wäre angebrachter: Stumpfsinnige sind intellektuelle Dickhäuter. Sie zum Guten bekehren zu wollen, kommt dem Versuch gleich, einen Elefanten für die Sprintdistanz fit machen zu wollen. Das wird mitunter scheitern.

Handys fordern auch Menschenleben

Hänseln und Gewalt, man lese die wichtigen belletristischen Textzeugen hierzu, etwa Musils „Zögling Törleß“, sind so alt wie die Schule. Man soll diese Missstände durch eine stärkere Präsenz auf Fluren und Pausenhöfen zurückdrängen. Vor allem aber: Handys wie Schusswaffen behandeln. Dann wird die Gewalt nicht auch noch gefilmt und in die ewige, nichts vergessende Digitalwelt, diese dunkle Materie, gestellt. Das aber hieße: Weg von der Idealisierung dieser Waffe, die uns alle zu Reiz-Reaktionsautomaten degradiert. Traditionelle Schusswaffen sind in Europa bekanntlich verboten. Niemand käme auf die abwegige Idee, Pistolen und Gewehre unter die Kinder verteilen zu wollen mit dem Argument, die meisten Kinder würden einen vernünftigen Gebrauch hiervon machen. Das würde jeden Tag Menschenleben kosten. Handys fordern auch Menschenleben, wenn man unterstellt, dass zum Menschen auch das Gemüt, die Seele gehört, die durch digitale Schusswaffen wie Handys dauerhaft Schaden nimmt. Daran ändert auch die Gewissheit nichts, dass über 95 Prozent aller Schüler ihr Handy nicht als Gewaltmittel einsetzen und sich auf dieser Schaltfläche „nur“ zum harmlos-unkritischen, völlig abwesenden Konsumenten mit gesenktem Blick herabwürdigen.

Ob dieser Antrag keine Petition wert wäre? Ich würde signieren.

In völliger Unwissenheit,

Norbert Campagna
2. Juni 2021 - 16.29

Erstens: Eric Bruch lehnt nicht die Mobiltelefone als solche ab, so dass er also nicht als Feind des Fortschritts bezeichnet werden kann. Zweitens muss man zwischen Fortschritt und Fortschritt unterscheiden. Die Atombombe war militärisch gesehen ein Fortschritt, moralisch gesehen aber nicht. Drittens habe ich Angst vor Leuten, die den Fortschritt um des Fortschritts willen wollen, und nicht um der Gerechtigkeit und Humanisierung willen. Viertens, der Fortschritt des Aktienkurses der grossen Firmen die Smartphones, usw. produzieren ist gigantisch. Und der Fortschritt in der digitalen Versklavung auch. Unser grosser Fortschritt: Wir bezahlen unsere Versklaver.

J.C. Kemp
2. Juni 2021 - 12.47

Der alte Sokrates vertrat bereits die Meinung, dass die Jugend von heute gänzlich verdorben sei, womit er nicht die von 2021 meinte.

Peter G.
1. Juni 2021 - 7.52

Hmm. Lehrer ist der Autor dieses Textes? Das ist schon beunruhigend. Bereits bei den Römern gab es Leute, die gegen jeden Fortschritt waren, da sie Angst hatten, dass damit großen Schaden angerichtet werden könnte.

Laird Glenmore
31. Mai 2021 - 9.23

Ich habe das Gefühl der Schreiber dieses Leserbriefes hat ein Problem. Das erinnert mich irgendwie an den Klerus der auch von den internen Problemen seiner Pfarrer, Bischöfe oder Kardinäle ablenken will. Wie war es den mit dem Lehrpersonal das intime Photos auf dem Handy der Schülerin hatte die sollten sich mal lieber um ihre Dinge kümmern statt haltlose Behauptungen in die Welt zu setzen, denn wer angreift hat meistens selber etwas zu verbergen.

Claude
30. Mai 2021 - 17.31

Ich habe das Gefühl der Schreiber dieses Leserbriefes hat ein Problem.

Laird Glenmore
29. Mai 2021 - 17.36

@bernard als ich zur Schule ging da gab es überhaupt noch keine Taschenrechner, Kugelschreiber und ein Blatt Papier, nicht so wie heute.

bernard
29. Mai 2021 - 12.59

@Laird Glenmore "der Artikel ist zwar gut geschrieben aber läuft meiner Meinung nach komplett an der Realität vorbei, dann müßte man ja fast alles was wir heute zu Tage im modernen Leben haben verbieten," Ich bin zwar ein alter Sack aber wir durften nicht mal einen Taschenrechner bei uns haben während der Mathe-Prüfung, mit einem Handy kann man alle Antworten Googlen in ALLEN Fächern.

Laird Glenmore
29. Mai 2021 - 12.06

der Artikel ist zwar gut geschrieben aber läuft meiner Meinung nach komplett an der Realität vorbei, dann müßte man ja fast alles was wir heute zu Tage im modernen Leben haben verbieten, denn man kann mit ein wenig Phantasie aus allem eine Waffe machen. Ich denke unsere Gesellschaft sollte ein wenig toleranter sein und nicht hinter jeder Ecke das Böse sehen, denn das einzige Problem an den Taten sind doch nicht Handys, Waffen egal welcher Art sondern immer nur die Menschen die es besitzen und/oder es Missbrauchen um andere zu schädigen. Als ehemaliger Kampfsportler kann ich mit einem Schlag einen Menschen töten gehöre ich jetzt auch unter das Waffengesetz oder muß verboten werden ??? Bei dem oder den Tätern die erwischt werden spielt auch immer das gesellschaftliche Umfeld oder der Freundeskreis oder die Erziehung eine Rolle, kein Mensch wird als Gangster oder Täter geboren man kommt entweder freiwillig oder gezwungener Maßen in diesem Dunstkreis. Die Quinte Zenz ist das man nicht alle Personen inkl. der Schüler als potenzielle Täter abstempeln kann. In diesem Sinne ein schönes Wochenende und bleibt gesund.

DanV
28. Mai 2021 - 12.39

Und Sie denken, dass solche Gewalttaten nicht mehr stattfinden, wenn die Schüler keine Handys mehr dabei haben dürfen? Träumen Sie weiter ... Solche Straftaten haben schon immer stattgefunden, nur dass es durch die Filmchen jetzt Beweise gibt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können.

Sandra
28. Mai 2021 - 8.14

Würden Sie eine Schusswaffe mit ins Restaurant nehmen? Wieso liegen in jedem Restaurant Messer auf dem Tischen? Wenn man doch weiss, wie viele Menschen jährlich erstochen werden ?

Realist
28. Mai 2021 - 7.39

Wieso kein totales Handyverbot in sämtlichen Schulen? Und wer sich doch mit einem Gerät erwischen lässt, bekommt es für den Rest des Schuljahrs abgenommen. Damit wären eine Menge Probleme mit einem Schlag gelöst. Ach ja, ich vergass: Die Helikoptereltern, für die es lebensnotwendig ist, dass ihr Kind jederzeit erreichbar ist. Schliesslich ist es eminent wichtig, dass man dem Nachwuchs per SMS oder Sprachnachricht mitteilen kann, dass Vati wieder mal Überstunden macht und Mutti im Schönheitssalon aufgehalten wurde, die Fertig-Lasagna aber zum Glück im Backofen bereit steht.

Blücher
28. Mai 2021 - 7.11

Auf den Punkt gebracht.Allerdings riskieren solche Äußerungen, Mann/Frau zum Buhmann/frau unserer fortschrittlich,humanistischen Gesellschaft werden zulassen.Wobei unsere Gesellschaft den Humanismus mit Eigenwohl ,Machtdenken, den Fortschritt mir Spaß,Konsum,Bequemlichkeit verwechselt.