Leserforum / Firwat solle Lëtzebuerger Lëtzebuergesch léieren?

Gedanken zu Yannick Glods Artikel im Tageblatt vom 9. November 2023:
Ich weiß nicht, ob „firwat“ richtig geschrieben ist. Das scheint mir auch unerheblich. Ich spreche seit 80 Jahren „Lëtzebuergesch“, schreibe es erst seit zwei Jahrzehnten, habe das aber nie in der Schule gelernt. Aus der einfachen Ursache heraus, dass es damals noch keine offizielle Grammatik gab. Oder, wenn es sie gab, dann auf jeden Fall kein öffentliches Interesse oder politischen Willen, sie zu lehren.
Ohne perfektes musikalisches oder grammatikalisches Ohr schreibe ich entlang der Klangebenen meiner Muttersprache. Alle meine Adressaten scheinen mich zu verstehen. Mein Schreiben reduziert sich auch auf kurze SMS, um Danke zu sagen oder einen Termin auszumachen. lch mache das auch nur auf Luxemburgisch, weil es sich auf einmal so gehörte. lch ziehe geschriebenes Französisch oder Deutsch vor, weil es mir leichter fällt. Luxemburgisch lese ich nur, wenn die Umstände mich dazu zwingen. Nicht aus Snobismus, sondern aus Faulheit oder Bequemlichkeit.
Der Artikel des Herrn Yannick Glod ist der erste dieser Größe, den ich seit Jahren aus Interesse am Thema ganz gelesen habe. Normalerweise gebe ich nach dem dritten Wort, welches ich dreimal lesen musste, um es zu verstehen, auf. Seit es eine Grammatik gibt, finde ich Luxemburgisch noch entnervender zu bewältigen als vorher, wo jeder so schrieb, wie die Vögel es von den Bäumen sangen und man irgendwie in den Rhythmus kam.
Ein Dialekt wird in meinen Augen nicht zur Sprache dadurch, dass man ihm eine Grammatik überstülpt.
Heute Morgen erwiderte der Briefträger mein „Moien“ mit dem Seinigen und sagte kurz darauf „Désolé“, als ich ihm einen auf den Boden gefallenen Brief zurückreichte. Das war doch wunderbar und nur möglich, weil ich Luxemburger bin und Französisch gelernt habe und er als Ausländer auf dem besten Weg ist, Luxemburgisch zu lernen.
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„Ein Dialekt wird in meinen Augen nicht zur Sprache dadurch, dass man ihm eine Grammatik überstülpt.“ Genau so ist es. Und wer sagt dem „Echternoacher“ oder dem „Cliärrefer“ oder dem „Böllia“ wie er schreiben soll? Ich wiederhole mich: Analysieren wir einen x-beliebigen Satz in Luxemburgischer Sprache stellt man fest: 80% Deutsch. Mit meinen deutschen Freunden habe ich nie Deutsch reden müssen.Die haben mich immer verstanden. Mit Franzosen geht das nicht. Sind wir also stolz und froh,dass wir drei Sprachen aus der Schule mitbringen.Oft noch mehr .
D’Lëtzebuerger solle Lëtzebuergesch léieren, well dat eis Sprooch ass.Basta!
Was spricht dagegen, Luxemburgisch nach offiziellen Regeln zu schreiben?
Und umgekehrt: Was spricht dagegen, Luxemburgisch so zu schreiben, wie einem der Schnabel gewachsen ist?
Ich denke, beides ist akzeptabel – solange man sich versteht.
Ausserdem hätte dieses „désolé“ genau so gut von einem Luxemburgischsprachigen kommen können.
Und ja, wir schöpfen aus einem riesigen Wortschatz durch unsere Sprachkenntnisse. Es wäre ein Unding, diesen Schatz nicht zu gebrauchen.
Oh Kanner,waat sin daat Diskussiounen!Ech wunnen schon zech-Joër am Ausland,an ech sin emmer immens frou,wann ech um Telefon kann ,,Lëtzeburgesch,,trooteren,mat der Famill an besonnesch freïer Aarbichtskollegen mee,ech geheien awer och schon franseïsch an lêtzeburgesch Wiirder durcheneen!Mee,meng Mammesprooch ass ,,Lëtzeburgesch,, obschon ech och mat der douce France ganz gudd eens gin!Allerdings,eis Sprooch leïeren ass guër nit esou einfach,mee,pas impossible!Hun ech nit allzevill Fehler gemeet?
Jo, wat sinn dat effektiv Problemer an Diskussiounen! Huet schons je een Däitsche gefrot virwat hien Däitsch soll schwätzen resp. schreiwwen oder e Franzous sech d’Fro gestalt virwat hien Franzéisch léiere soll? Wa mir färdeg sinn bleiwt vun eisem Dialekt net méi vill iwwreg, héchstens nach e Kauderwelsch aus verschiddenen westeuropäische Sproochen. Mir hunn eng portugiesesch “ Botzfra“ ( femme de ménage ) déi amgang ass eis Sprooch ze léieren an och ze schwätzen, eis griechesch Noppesch, eng Eurokratin, déi zanter 30 Joer am Land wunnt, refuséiert dat carrément: ët ass hier ze “ peu „.