Leitartikel: Das gleiche Ziel

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Im Zeichen der Vorwahlzeit werden die Journalisten heute Morgen zu einer weiteren Pressekonferenz gerufen. Es ist eine von etwa rund 40, zu der Politiker jeglicher Couleur allein in dieser Woche einladen. Zur Erinnerung: Am 7. Juni stehen Wahlen an.

Roger Infalt
rinfalt@tageblatt.lu

Diese Pressekonferenz von heute Morgen wird demnach das gleiche Schicksal ereilen wie andere auch; sie wird in der (Pseudo-)Aktualität, die in diesem Moment geschaffen wird, untergehen. Dabei geht es hier um ein für eine große Region des Landes überaus wichtiges Projekt, an dem gleich sechs Gemeinden (Bettendorf, Diekirch, Erpeldingen, Ettelbrück, Schieren und Colmar-Berg) beteiligt sind. Die Rede geht vom Projekt „Nordstad“.
Die beabsichtigte Entwicklung, die erwähnten Gemeinden in eine Hauptstadt des Nordens von Luxemburg zu wandeln, ist ein Prozess der Ordnung von derzeit heterogenen Agglomerationen zwischen den Gemeinden hin zu einem künftigen Stadt- und Siedlungskörper, der Identität stiften und Gemeinschaft fördern soll. Am Anfang dieses Denkprozesses tat sich jeder sehr schwer. Doch kleinere Pilotprojekte in puncto Zusammenarbeit haben die Vorteile einer großen Gemeinschaft deutlich gezeigt. Und so begann man 2006, u.a. anhand der Nordstad-Konvention, auch die Politiker für das Projekt wachzurütteln. Die sechs Gemeinden sowie das Innen- und Landesplanungsministerium engagierten sich verbindlich, die Planungen mit entsprechenden Finanzen in der Nordstad voranzutreiben.

Eine große Baustelle

Dass dies kein leichtes Unterfangen werden würde, darüber waren sich alle von vornherein im Klaren. Die Nordstad-Gemeinden müssen nämlich innerhalb des Gesamtkonzepts ihre Siedlungsstrukturen stärken, Kernbereiche verdichten und ihre Siedlungsränder gegenüber dem Landschaftsraum betonen. Vitale Funktionen der Nahversorgung und Bildung sowie Einrichtungen für Freizeit und Jugend, Kultur und Sport müssen künftig in einem gewissen Umfang lokal bedient werden können. Ebenfalls müssen exzellente Stätten für Bildung, Kultur und Sport entstehen, die „interkommunal“ genutzt sind.
Der Schwerpunkt der baulichen Entwicklung befindet sich im Ettelbrücker Bahnhofsviertel sowie am Zusammenfluss von Sauer und Alzette. Erstgenannter Ort soll zur urbanen Drehscheibe und zugleich zum zentralen Punkt des Gesamtmobilitätskonzeptes der Nordstad werden. Auf einer sogenannten „Sauer-Insel“ soll zudem ein Ort mit vielfältigen urbanen Funktionen entstehen, der das Tor zur Nordstad bildet. Gekennzeichnet ist der zentrale Bereich durch eine Mischung aus öffentlichen und privaten Nutzungen mit urbanem Charakter, der 24 Stunden am Tag lebendig ist.
Der Innenminister wird heute Morgen – man mag es ihm in dieser Vorwahlzeit verzeihen – einmal mehr Bilanz über das ziehen, was in den letzten zweieinhalb Jahren passiert ist. Ihm zur Seite werden der jetzige Präsident des „comité politique“, Jean-Paul Schaaf (Bürgermeister in Ettelbrück), und der neue Präsident, Jos. Lutgen (Bürgermeister in Schieren), sitzen. Es ist vor allem dieses Komitee, das in den letzten Jahren dafür gesorgt hat, dass aus dem Konzept Nordstad endlich definitive Pläne entstanden, in die, und das sollte man unterstreichen, auch die Meinung der betroffenen Bevölkerung einfloss.
War dieses Komitee anfangs von schweren Interessenkonflikten einzelner Mitglieder geprägt, so wurde es mit der Zeit zu einem Ort, wo sich Partner treffen, um Projekte im Interesse aller umzusetzen. Auch wenn man die Nordstad noch immer nicht anfassen kann, so wurden doch schon einzelne Puzzleteile realisiert, die in einigen Jahren mit anderen noch zu verwirklichenden Projekten ein Ganzes bilden sollen. Erst dann wird man die Nordstad hautnah erleben können.