Kultureller Kollektivurlaub

Kultureller Kollektivurlaub
(dpa-Archiv)

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Vom Sommer ist in Luxemburg derzeit nichts zu sehen. Wenn es nicht gerade regnet, dann gießt es in Strömen, und die Temperaturen ähneln im Moment eher denjenigen, die man sich von frühen Oktobertagen erwartet.

Und das Mitte August.

François Besch fbesch@tageblatt.lu (Bild: Tageblatt/Isabella Finzi)

Zum Trost bleibt uns immerhin das nach der irgendwo in weite Ferne entrückten Jahreszeit benannte Loch, das man früher auch noch als Saure-Gurken-Zeit bezeichnete. Weil wahrscheinlich alle Luxemburger von Mitte Juli bis Mitte September Urlaub in südlichen Gefilden machen, läuft, auch auf kultureller Ebene, in diesen beiden schulfreien Monaten, gelinde gesagt, nicht gerade allzu viel. „Congé estival“ prangt zum Beispiel in großen blauen Lettern auf der Webseite der Philharmonie, wo der melomane Internaut erfährt, dass die „Billetterie“ vom 25. Juli bis 15. August Ferien macht und das nächste Konzert erst am 30. des gleichen Monats stattfindet. Gähnende Leere herrscht dieser Tage ebenfalls in der Rockhal, wo erst am 10. September das nächste Konzert steigt.

Auch für Theatergänger ist derzeit tote Hose angesagt: „There aren’t any performances today. You can find the entire programme under Agenda“, heißt es auf www.theater.lu, der Internetpräsenz der „Theater Federatioun“. Und „today“ dauert, was das Schauspiel angeht, noch bis zum 13. September, wenn mit „Two saucy dudes and a pocketful of babes“ die neue Saison eingeläutet wird. Dies in der Escher Kulturfabrik.

„Langeweile ist ausgebrochenin der Stadt …“

Wer sich für die schönen Künste begeistert, stößt aktuell bei zahlreichen Galerien genauso auf verschlossene Türen, zumindest die Museen haben dagegen glücklicherweise geöffnet. Die Kulturlandschaft Luxemburgs in diesem Sommer, der keiner ist, sieht alles in allem aber recht öde aus. Sicher, an diesem Wochenende ist noch mal kulturelle Animation in der Hauptstadt angesagt. Etwas Abwechslung demnach. Doch der „Summer in the City“ ist damit zunächst mal „out of order“ – sieht man von der „Schueberfouer“ ab – und wird erst in gut vier Wochen mit der Abschlussveranstaltung fortgesetzt.
Dazwischen läuft außer Rummel nix mehr!

Grundsätzlich gilt demnach auf kulturellem Plan, um es mit Hannes Wader zu halten: „Langeweile ist ausgebrochen in der Stadt, kommt angekrochen und sie hat keine Eile.“ Schade für all diejenigen, die bereits aus dem Urlaub zurück sind oder sich einen solchen erst gar nicht leisten können. Um so bedauerlicher ist diese Situation, wenn man in Betracht zieht, dass es in den Wochen vor dem 15. Juli eine derart große Zahl an kulturellen Veranstaltungen gab, dass man auf viele Events, die man gerne besucht hätte, verzichten musste, weil man a) sein Geld nur einmal ausgeben und b) sich beim besten Willen nicht entzwei spalten kann. Zumindest die Verantwortlichen des CarréRotondes haben erkannt, dass auch im August nicht alle Bewohner des Großherzogtums gleichzeitig in der weiten Welt herumschwirren. Alle paar Tage finden hier derzeit im Rahmen von „Congés annulés“ Konzerte statt. Vor zwei Jahren hatte diese sommerliche Veranstaltungsreihe Premiere. Dass es sie immer noch gibt, ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass das Konzept funktioniert. Nachahmer gesucht!