Luxemburgs Sprachkrampf

Luxemburgs Sprachkrampf

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Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erfindet das Rad wahrlich nicht neu: Gerade Schüler mit Migrationshintergrund bräuchten mehr Unterstützung, um in der Schule und Gesellschaft erfolgreich zu sein. So die Erkenntnis ihrer neuesten Studie. Wer besonders zynisch ist, könnte aus luxemburgischer Perspektive anmerken: Es werden zunächst einmal dringend zusätzliche Lehrer in unseren Schulen gebraucht, um überhaupt eine qualitativ hochwertige Bildung zu gewährleisten.

Allerdings würde dieser Blickwinkel eine äußerst komplexe Situation ausklammern. Denn selbst ein Überschuss an hoch qualifizierten Lehrern könnte nichts an den systemischen Problemen der hiesigen Schullandschaft ändern. 70 Prozent der Schüler haben hierzulande Migrationshintergrund. Dadurch fällt Luxemburg gemäß OECD mit seiner wohl nicht wirklich vergleichbaren, aber mindestens genauso komplizierten Sprachsituation in die Kategorie von Staaten wie Malta, Singapur, dem Libanon oder Indonesien.

Wer sich jedoch unser Schulsystem genau ansieht und Luxemburgs Sprachvielfalt mit all ihren Facetten zu schätzen weiß, muss Folgendes berücksichtigen: Trotz der Anstrengungen unter Bildungsminister Claude Meisch (DP) gibt es immer noch die für Luxemburg typischen Probleme. Zudem bewegen die Schwierigkeiten der Schüler mit Migrationshintergrund die Politik weniger, wenn es um sozioökonomische Fragen geht.
Es ist vor allem die immer gleiche, unnötig verkrampfte Sprachdebatte, die zunehmend zu einem Dialog der Tauben mutiert.

Während sich gemäßigte Politiker vor der vermeintlichen Mitte eines unnötig künstlich aufgeplusterten Facebook-Grüppchens fürchten – das sich durch den Schulterschluss mit der ADR mit Not gerettet hat –, wirkt die Gegenseite genauso ungelenk. Demnach bleibt stark zu hoffen, dass das Thema Sprache bis zum Wahlkampf anspruchsvoller debattiert wird. Denn was bislang zum Besten gegeben wurde, kann man nur als realitätsfremd bezeichnen. Eine Übertreibung? Am besten selbst einen Blick in die OECD-Studie werfen. Ab und zu kann ein wenig Distanz nicht schaden, um Probleme durch andere aus dem Ausland erkennen zu lassen …