Deutsche Verlogenheit

Deutsche Verlogenheit
(AFP/Dimitar Dilkoff)

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Berlin und die Flüchtlingskrise.

Deutschland und allen voran Angela Merkel hat in der Flüchtlingskrise oft eine Vorreiterrolle eingenommen und teils vorbildlich gehandelt. Kein Zweifel. Allerdings legen die jüngsten Reaktionen Berlins eine aus der Griechenland-Krise bereits bekannte Seite offen: Man empört sich, sucht die Schuld bei anderen und lenkt ganz geschickt von sich ab.

Dhiraj Sabharwal dsabharwal@tageblatt.lu

Eine Übertreibung? Nachdem die Balkanroute gestern vollständig geschlossen wurde, zeigte sich Berlin empört und übte Kritik. Dabei ist es gerade die widersprüchliche Haltung Deutschlands, die zur aktuellen Situation geführt hat. Einerseits fordert die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, das Durchwinken müsse ein Ende haben, andererseits wird sich öffentlichkeitswirksam über genau jenen Vorgang aufgeregt. Dabei ist das Vorgehen der Balkanstaaten mit den jüngsten Beschlüssen der EU gedeckt. Besonders prickelnd ist in diesem Zusammenhang, dass Berlin genau diese Beschlüsse unterstützt hat und sich somit die verlogene Kritik ersparen sollte.

Deutschland hat dazu beigetragen, dass die offenen Grenzen zumindest teilweise aufgegeben werden mussten oder Menschen mindestens abgewiesen werden. Demnach ist es zu einfach, von Berlin aus mit dem erhobenen Zeigefinger Österreich, die Balkanstaaten und die Türkei an den Pranger zu stellen. Merkel lässt die Drecksarbeit im türkischen Hinterhof und im Zweifelsfall im Nachbar- und Vorzimmer erledigen.