Man kann Luc Frieden glauben. Gestern auf RTL sagte er, er habe es sich lange überlegt und es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, nicht in die nationale Politik zurückzukehren. Er wolle daher lieber im nächsten Jahr für das Europaparlament kandidieren. Anzunehmen ist jedoch, dass Luc Frieden sich dies nicht erst jetzt überlegt hat, sondern bereits vor dem 4. Juli 2016.

Damals wurde Claude Wiseler zum Spitzenkandidaten der CSV bestimmt. Reding und Frieden gingen leer aus. Reding wurde vom Vorstand in die nationale, Frieden in die Europapolitik verwiesen. Bei Reding blieb offen, ob sie im Süden oder im Zentrum kandidieren werde.

Eine wichtige Entscheidungshilfe bei Friedens damaligen Überlegungen und jenen seiner Partei, ihn nicht als nationalen Spitzenkandidaten aufzustellen, dürfte gewesen sein, dass der Ex-Minister politisch angreifbar geworden war. Er hatte sein letztes Mandat als CSV-Oppositionsabgeordneter 2014 lustlos hingeschmissen und war lieber Banker in London geworden. Reding und Frieden kochen diesen kalten Kaffee nun wieder auf.

Der eine, um klarzustellen, dass er mit dem Posten eines nächsten Luxemburger EU-Kommissars nach Junckers Abgang liebäugelt. Die andere, um einen Ministerposten zu beanspruchen. Wobei Reding zusätzlich das Problem hat, dass alle sie lieben, aber keiner sie in seinem Wahlbezirk haben will.

Sie könnte mehr Stimmen bekommen als der Parteipräsident (Süden) oder der CSV-Spitzenkandidat (Zentrum). Was deren Position nach der Wahl schwächen würde. In der siegessicheren CSV scheint bereits das Postengerangel für die Zeit nach den Wahlen zu toben. Wie war das doch mit dem Fell des Bären, der noch nicht erlegt ist?

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Serge Kennerknecht

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