Kommentar: Die Zuverlässigkeit in Person

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

CLAUDE CLEMENS cclemens@tageblatt.lu

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ – im deutschen Fußball ein freudiger Schlachtgesang der Fans, denn er bedeutet, dass sich der Lieblingsverein für das Pokalfinale in der Hauptstadt qualifiziert hat. Freudig sollte auch die Stimmung sein, wenn man in einem Jahr ohne Olympia oder Fußball-WM zum Sport-Highlight des Jahres (neben der Tour de France) fährt: zur Leichtathletik-WM. Die findet ab Samstag in Berlin statt.
Dort war ich zwar noch nie, aber unbekannt bin ich nicht. Ich bin nämlich überprüft worden im Vorfeld. Das ist nicht unbedingt ein Anlass zur Freude, denn ich hatte keine Wahl. Hätte ich nicht bei meiner Anmeldung zugestimmt, dass ich mich überprüfen lasse,
hätte ich keine Akkreditierung erhalten und hätte nicht von der Weltmeisterschaft berichten können.
Früher, sagen wir mal vor vier Jahren etwa, reichte für eine Akkreditierung der Nachweis, dass man tatsächlich Journalist ist. Heute nicht mehr; heute muss man einem privaten Veranstalter eines Großereignisses die Erlaubnis geben, dass dieser persönliche Daten an staatliche Behörden weiterleitet, zur Überprüfung.
„Zum Zwecke einer Zuverlässigkeitsüberprüfung meiner Person“ heißt das. Aha. Nun, ich hoffe, dass die Überprüfung ergeben hat, dass ich mehr zuverlässig als verdächtig bin. Und also von der WM berichten darf. Dass ich muss, da mein Arbeitgeber mir diesen Auftrag erteilt hat, interessiert anscheinend nicht.
Berufsverbot? Pressefreiheit? Auch Begriffe von früher…