Kein Brot, dafür aber Spiele

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Man soll einem frisch verlobten Paar nichts Schlechtes wünschen. Diesen Satz hat sich am Dienstag die gesamte britische Presse zu Herzen genommen.

SASCHA BREMER
sbremer@tageblatt.lu

Und in der Tat sind Kate Middleton und ihr William ein erfrischendes Paar, das mit dem seit Jahrhunderten angestauten Mief der britischen Monarchie bricht. Beide leben seit Jahren schon miteinander. Klar, sie ist bürgerlicher Herkunft. Dies scheint heutzutage allerdings nur noch wenige Puristen der aristokratischen Idee zu stören. Wichtig ist natürlich, dass beide sich lieben. Es steht also nichts mehr im Wege, um „the“ Traumhochzeit der kommenden Dekaden zu feiern. Die auflagenstärkste Boulevardzeitung Sun rief schon mal aus: „Lasst uns nicht knausern!“

In der Tat könnte genau hier der Hase im Pfeffer liegen. In Großbritannien herrscht das eisige Zeitalter der Austerität. 800.000 Angestellte der öffentlichen Hand sollen entlassen werden. Das schöne Wort „soziale Säuberung“ zieht seine Runden, weil Abertausenden von Menschen die Wohnbeilage gestrichen wird und diese nun aus den Ballungsgebieten vertrieben werden. Das Land ist praktisch bankrott. Könnte all dies eine glanzvolle Zeremonie verhindern? Mitnichten. Eine mit allem Pomp gefeierte prinzliche Hochzeit zur Volksbelustigung ist in diesen Zeiten gerade das, was gebraucht wird, um von den realen Problemen abzulenken.