Influenza A/H1N1 weitaus ungefährlicher als die normale saisonale Grippe

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„Et as eng banal Gripp“, so der Minister gestern Morgen. Er möchte mit dieser Aussage aber nicht so verstanden werden, dass er die Grippe an sich banalisieren möchte, er will lediglich der Panikmache entgegenwirken, die in Sachen „Schweinegrippe“ von mehreren Seiten geschürt wird./ Roger Infalt

LUXEMBURG – Eigentlich hatte der Gesundheitsminister gestern Morgen zur frühen Stunde die Chefredaktionen der einzelnen Medien zu einem informellen Gespräch eingeladen, bei dem es über die weitere Vorgehensweise in Sachen A/H1N1-Grippe ging. Da der informelle Charakter dieses Treffens aber durch eine sogenannte Eilmeldung auf einer Internetseite einer Tageszeitung aufgehoben wurde, haben auch wir die Entscheidung getroffen, unsere Leser ebenfalls über den Inhalt des Hintergrundgesprächs zu informieren.
„Ja“, so der Minister gestern, „es werden in den nächsten Wochen wohl weitere Fälle der neuen Grippe in Luxemburg auftauchen, was bei der Reisefreudigkeit der Luxemburger um diese Jahreszeit ganz normal ist. Doch solle jeder sich darüber bewusst sein, dass es sich bei dieser Grippe wohl um eine schnell um sich greifende Krankheit handelt, die aber glücklicherweise gut und schnell zu behandeln ist und deren Symptome weniger schwerwiegend sind, als dies bei einer ganz normalen saisonalen Grippe der Fall ist.
Bis vorgestern zählte Luxemburg ganze 18 Mitmenschen, die an der neuen Grippe erkrankt sind. Mit Ausnahme der zwei Erwachsenen und der drei Kinder, bei denen die Krankheit erst vorgestern festgestellt wurde, sind alle Betroffene wieder wohl auf. „Es macht also überhaupt keinen Sinn, panikartig nach vorn oder zurück zu rudern“, so Mars di Bartolomeo und Dr Daniele Hansen-Koenig.
„Wegen der ersten Meldungen über die Schweinegrippe im Frühjahr dieses Jahres, wo vor allem aus Richtung Mexiko Nachrichten von vielen Todesfällen an uns herangetragen wurden, haben vielen Mitmenschen Angst vor diesem Virus. Heute können wir aber sagen, dass die Schwere dieser Erkrankung weit niedriger ist als die einer normalen saisonalen Grippe.
Und wenn man dann weiß, dass wir im letzten Jahr in Luxemburg weit mehr als 10.000 Fälle von „normaler Grippe“ hatten (eine genaue Zahl liegt nicht vor, da nicht alle Fälle registriert bzw. da nicht alle an Grippe erkrankte Menschen einen Arzt aufsuchen), und wenn man weiß, dass in sehr schlimmen Jahren sogar fast ein Drittel der Bevölkerung an einer solchen Grippe erkranken kann, dann sollten wir uns doch in Sachen Schweinegrippe besinnen und auf dem Boden der Tatsachen bleiben.“

Eine Gratwanderung

Natürlich, so die Gesprächspartner, hat und wird sich das Land auch weiterhin auf den schlimmsten aller Fälle vorbereiten. Täte man das nicht, wäre man unverantwortlich. Im Rahmen dieser Vorbereitungen wurde rechtzeitig genügend Impfstoff bestellt, der im Herbst geliefert werden kann, und es wurden Systeme ausgearbeitet, wie man im schlimmsten Fall die bestehenden medizinischen Strukturen unseres Landes entlasten kann.
„Doch all dies“, so der Minister unterstreichend, „sind reine Vorsichtsmaßnahmen. Und diese Maßnahmen sollen im jetzigen Moment nicht dazu missbraucht werden, Panik zu verbreiten.
Wichtiger als die Verbreitung der nackten Zahl der Erkrankten ist die fachmännische Einschätzung der Situation und die Voraussage, so fern letztere überhaupt möglich ist. Zum heutigen Zeitpunkt ist es jedenfalls so, dass jeder verantwortliche Mensch in dieser Sache eine Gratwanderung machen muss: einerseits darf es nicht zu übertriebenen Reaktionen kommen, andererseits darf man die Situation aber auch nicht als komplett belanglos abtun.
Leider werde der Ausdruck Pandemie von vielen Mitmenschen falsch verstanden. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von einer Pandemie, wenn eine Krankheit in mindestens zwei Großregionen der Welt auftaucht. Das heißt, dieser Ausdruck beschreibt einzig und allein die Ausbreitung des Erregers, jedoch keinesfalls die Schwere der Krankheit.