In Mitt we don’t trust

In Mitt we don’t trust
(AFP)

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Und so lasset uns an dieser Stelle für einmal – es soll, das wollen wir feierlich geloben, bestimmt nicht zur Gewohnheit werden – die armen Neoliberalen bedauern.

Da haben sie nun feierlich ihren „great white hope“ auf den Schild gehoben … und leiden dennoch an ihm wie ein Hund. Dabei hat Mitt Romney alles, was einen in den Augen eines rechten Neoliberalen zu einem vollwertigen Menschen macht: Er hat im Laufe seiner Karriere Hunderte Millionen Dollar gescheffelt, und seine Investmentfirma Bain Capital hat im Rahmen ihres segensreichen Wirkens Zehntausende Arbeitsplätze vernichtet, eingestampft, verschrottet, plattgemacht, abgefackelt und untergepflügt. Kurzum: Er ist ein Held! Ein wahrer!

fwagner@tageblatt.lu

Und doch: Sie mögen seiner nicht so recht glücklich zu werden.
Der in seiner Neoliberalität von nichts und niemandem so ohne weiteres zu übertreffende Londoner Economist veranschaulicht das in seiner letztwöchigen Ausgabe auf beeindruckende Weise. Natürlich wäre Mitt der geeignete Mann, um den Kryptosozialisten Obama aus dem Weißen Hause zu verjagen, und doch sieht sich das Blatt zu titeln genötigt: „Mitt, woran glaubst Du denn nun wirklich?“.
Beknackt, aber tonangebend
Denn derselbe Romney, der als Präsidentschaftskandidat nunmehr die Abtreibung verurteilt und gegen Obamacare ins Feld zieht, der Waffenkontrollen und den Kampf gegen den Klimawandel als Teufelszeug brandmarkt, vertrat als Gouverneur von Massachusetts vor noch nicht allzu langer Zeit die genau entgegengesetzten Standpunkte.

Und so entsteht der ungute Eindruck: Wären die Badelatschen noch nicht erfunden, dann hätte Mitt Romney der Menschheit die „Flipflops“ geschenkt. Und der Economist bemerkt ganz zutreffend, dass einem Politiker seine allfällige fachliche Kompetenz recht wenig nützt, wenn es ihm gleichzeitig an Überzeugungen und Charakterstärke mangelt.

Es sollte man nun aber Romney zugute halten, dass ein Kandidat der Republikaner es nun nicht gerade einfach hat, um seine Truppen hinter sich zu vereinen. Die GOP ist zurzeit alles andere als ein Präsidentenwahlverein. Wer die antisozialen Brunzköpfe von der Tea Party dazu bringen will, ihn zu unterstützen, der muss halt einen Großteil seiner „liberalen“ (im US-amerikanischen Sinn) Überzeugungen klaglos über Bord gehen lassen.
Ohne den Sukkurs der rechtsextremen paläoreaktionären Whackos, Nutters und Weirdos, welche in der republikanischen Partei mittlerweile den Ton angeben, kann sich Romney die Übernahme des höchsten Amtes im Staate gleich in die Haare schmieren.
Aber: Mit diesen Höchstmerkwürdigen ist die Aufgabe wohl ebenso schwer zu bewältigen. Denn wer braucht schon Feinde, wer solch beknackte Freunde hat?

Ein weiteres Problem Romneys ist seine „woodenness“, seine Hölzernheit. Was sich im Gegensatz zu W. (dessen Präsidentschaft der politische Essayist Gore Vidal einst mit den nackten drei Wörtern „Affen machen Ärger“ bilanzierte) nicht auf sein Haupt bezieht, sondern vielmehr auf sein unnachahmliches Talent, mit linkischen Sprüchen das größte Fettnäpfchen mit schlafwandlerischer Sicherheit zu treffen.

Und dann der wahre Mühlstein an seinem Hals: Romney hat einen Teil seines prächtigen Mammons offenbar in Offshore-Steuerparadiesen gebunkert. Die Obama-Kampagne ist bereits fleißig darum bemüht, die Wähler davon zu überzeugen, dass derart vaterlandsverräterische Umtriebe ihn nun definitiv für den Posten des Mächtigsten Mannes der WeltTM disqualifizieren.