Immer wieder Doping

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Hätte Milon von Kroton etwas über Doping gewusst, er hätte darauf zurückgegriffen. Der größte Athlet der Antike, sozusagen der erste Superstar der Sportgeschichte, war ein Koloss von einem Mann und über mehrere Olympiaden unschlagbar in der Königsdisziplin der Spiele, dem Ringen.

Gewichtsklassen gab es im antiken Griechenland nicht, und Preise für zweite und dritte Plätze schon gar nicht. Nur der Sieg zählte, denn nur Platz eins bedeutete in der Heimat Privilegien bis an das Lebensende. Die meisten Athleten waren Profisportler, sie bereiteten sich mit einer für die damalige Zeit erstaunlich perfektionierten Trainingsmethodik auf die Wettkämpfe bei Olympia vor. Dass damals mit Stierhoden oder Rinderblut „gedopt“ wurde, ist nicht überliefert und somit wenig wahrscheinlich. Über Sieg und Niederlage entschieden im Verständnis der alten Griechen eh nur die Götter.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Welch große Bedeutung die Athleten in der Antike hatten, belegt die Tatsache, dass bereits Homer in seinen „Ilias“ und „Odyssee“, mit den ältesten schriftlich festgehaltenen Werken Europas, über Wagenrennen berichtete. Deutlich wird bei der Lektüre, dass Fair Play und Respekt gegenüber seinem Gegner wenig zählten. Auch bei den Olympischen Spielen der Antike (die ersten sollen 776 vor Christus stattgefunden haben) nicht.

In anderen Zivilisationen war man in Sachen Doping schon weiter. In der nordischen Mythologie taucht immer wieder das aus Fliegenpilzen gewonnene Bufotenin auf, das die Berserker im Krieg unschlagbar machen sollte. Im Zusammenhang mit Wettkämpfen gebührt den Inka (13. bis 16. Jahrhundert n. Chr.) die Vorreiterrolle in Sachen Doping. Sie steigerten ihre Laufleistung mit Mate-Tee, Kaffee und Koka-Blättern.

Neuzeit

Beweise für Doping in der Neuzeit gibt es derweil erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Als erster Dopingtoter im Sport gilt der englische Radfahrer Arthur Linton, der 1896 vermutlich an den Folgen der Einnahme unerlaubter Mittel starb. Zu dieser Zeit fanden auch die ersten Dopingkontrollen statt, die sich allerdings auf Pferde beim Rennsport beschränkten.

Eine ernsthafte Diskussion über das Thema Doping im Sport setzte erst 1960 ein, als es mit dem dänischen Radfahrer Jensen den ersten Dopingtoten bei Olympischen Spielen zu beklagen gab. Trotzdem dauerte es noch weitere acht Jahre, bis erstmals Sportler kontrolliert wurden, und vier weitere Jahre, ehe eine Liste mit verbotenen Dopingpräparaten aufgestellt wurde.

Heute kommt das Thema nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus, wie letzte Woche die Urteile des Internationalen Sportschiedsgerichts (CAS)in Sachen Alberto Contador und Jan Ullrich einmal mehr zeigten.

Wobei in der Dopingbekämpfung trotz aller Fortschritte noch vieles im Argen liegt. Wäre Contadors Probe nicht im Kölner Labor gelandet, der Spanier wäre nie aufgeflogen. Nicht alle 33 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) akkreditierten Anti-Doping-Labore haben die gleiche Ausstattung, mal ganz abgesehen von ihrer ungleichen regionalen Verteilung. Zudem sind die Dopingsünder den Dopingjägern stets einen Schritt voraus. Wer es sich leisten kann, der greift auf die neuesten Präparate und Techniken zurück. Solche, nach denen in den Laboratorien noch nicht gefahndet wird bzw. werden kann.

Stellt sich abschließend die Frage, wozu der ganze Aufwand überhaupt gut ist? Zumal die Dopingproblematik in Anbetracht der durch den Sport umgesetzten Millionenbeträge wohl auch in Zukunft kaum zu lösen sein dürfte, allen Fortschritten wie dem Athletenpass zum Trotz.

Die Antwort ist recht banal: Weil es im Sport eben nicht nur um Sieg und Niederlage geht, sondern um Werte wie Respekt und Fair Play. Werte, die der Jugend vermittelt werden sollen. Und es geht um Gesundheit. Da Doping all das konterkariert, gehört es verfolgt. Mit allen Mitteln.