/ Gesittete Koexistenz

(dpa)
Auf der Bühne der wirklichen Weltpolitik hingegen soll die Diplomatie mit ihrem ausgeklügelten Werk an Regeln und Usancen so weit wie möglich garantieren, dass selbst unter Staaten, zwischen denen ernste Meinungsverschiedenheiten bestehen, ein gesitteter Dialog stattfinden kann. Eines der global gültigen Grundprinzipien der internationalen Diplomatie stellt die Exterritorialität und Unverletzlichkeit der Botschaften dar.
Die Islamische Republik Iran scheint diesen Basisregeln der zivilisierten internationalen Koexistenz grundsätzlich ablehnend gegenüberzustehen.
fwagner@tageblatt.lu
Nach der Geiselnahme der US-Diplomaten in Teheran von November 1979 bis Januar 1981 war nun am vergangenen Dienstag der „kleine Satan“ an der Reihe: Die britische Botschaft wurde nach allen Regeln der Vandalenkunst „mise à sac“.
Es gibt hier nichts zu deuteln: Derartige Aktionen sind ohne die Komplizität von der einen oder anderen Fraktion des Regimes (das bei aller öffentlich verlautbarten kollektiven Frömmigkeit alles andere als homogen ist) undenkbar.
Die Krone Seiner Schöpfung wegzappen
Während der rezenten sozialen Proteste im Iran gelang es den Mullahs, die über einen gigantischen Repressionsapparat gebieten, die Zentralen der staatlichen Macht vor der Erstürmung durch die „Aufrührer“ zu schützen.
Im Fall der britischen Botschaft ist das totale Versagen dieses Machtapparates demnach nur so zu interpretieren, dass die radikalste Fraktion des Regimes die Zeit gekommen sah, den „Londoner Lakaien“ des „großen Satans“ mal eine gehörige Abreibung zu verpassen.
Das große Problem bei dieser Sache besteht nun letzten Endes nicht im Plattmachen einer Botschaft, es besteht vielmehr darin, dass die Drahtzieher hinter diesem Affront in absehbarer Zeit über die Atombombe verfügen werden.
Die iranische Bombe ist deshalb besonders besorgniserregend, weil die fanatischen Schiiten, die im Iran am Ruder sind – ähnlich den erleuchteten Evangelikalen, die in den USA ihr Unwesen treiben – fest daran glauben, dass an einer Art Jüngstem Tag – und der damit einhergehenden Wiederkehr des „Verborgenen Imam“ (wahlweise unseres Herrn Jesus – Stichwort „Rapture“) – in nicht allzu ferner Zukunft der Allmächtige definitiv die Spreu vom Weizen trennen wird, und dass ihnen, als den treuesten seiner Verehrer, aufgetragen ist, nach Kräften – z.B. unter Anfachen des nuklearen Höllenfeuers – bei der Erfüllung Seiner Pläne Amtshilfe zu leisten.
Radikale Gläubige sind qua ihres intellektuellen „Hardwirings“ allesamt beknackt, bescheuert und meschugge. Etliche von ihnen – ob Christen, Juden oder Moslems – sind darüber hinaus schlicht eine Gefahr für den Fortbestand der Menschheit und mithin der Krone Seiner Schöpfung.
Wie soll man aber nun dem Teheraner Mullah-Regime in den Arm fallen? Gute Frage. Mit einer Bombenkampagne, wie sie offensichtlich von den Israelis derzeit vorbereitet wird, kann man das Problem jedenfalls nicht lösen. Höchstens noch verschlimmern.
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