Geld schießt Tore

Geld schießt Tore
(dpa)

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So langsam, aber sicher neigt sich die Fußballsaison 2010 - 2011 ihrem Ende entgegen. Einige Höhepunkte warten allerdings noch, allen voran das Traumfinale der Champions League zwischen dem FC Barcelona und Manchester United.

National steht neben den Barragespielen das Endspiel um die Coupe de Luxembourg im Mittelpunkt des Interesses, wobei Meister F91 Düdelingen das Doublé und somit die totale Dominanz des Luxemburger Fußballs anstrebt. Seit 2000 holte der Fusionsverein aus der Forge du Sud neun von zwölf Meisterschaften und gewann viermal den Pokal. Das verwundert nicht, schließlich ist man seit dem Einstieg von Mäzen Flavio Becca der finanzstärkste Verein der Liga. Geld allein schießt zwar keine Tore, wie es im Fußballer-Jargon so schön heißt. Aber Geld garantiert im Sport des 21. Jahrhunderts Erfolg, sofern man es nicht allzu stümperhaft anlegt. Zwar gibt es immer wieder Ausnahmen, wie z.B. in diesem Jahr in unseren drei Nachbarländern. Doch die bestätigen bekanntlich nur die Regel. Nicht umsonst stehen Barcelona (Jahresumsatz: rund 400 Millionen Euro, Platz 2 aller Fußballvereine weltweit) und Manchester United (350 Millionen Euro, Platz 3) im Finale der Champions League. Wobei man fairerweise nicht unterschlagen sollte, dass sich beide Klubs auch durch ihre exzellente Jugendarbeit auszeichnen.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Nachwuchs

In den Nachwuchs will man in Zukunft auch in Düdelingen massiv investieren und damit die Sünden der Vergangenheit tilgen. Denn der Preis des Erfolges war im letzten Jahrzehnt hoch, die Identifikation mit der eigenen Mannschaft ging beim F91 rasanter verloren als andernorts. Nirgendwo ist der Zuschauerschwund im Luxemburger Fußball deutlicher auszumachen als in Düdelingen. Beim ersten Gewinn des Meistertitels in der Saison 1999 – 2000 passierten im Schnitt 966 Zuschauer die Stadiontore des F91. Fünf Jahre später waren es beim vierten Titelgewinn noch 619 Fans pro Spiel. Den Tiefpunkt erreichte man in dieser Saison. Nur noch durchschnittlich 538 Menschen wollten die Spiele des Meisters sehen und somit fast 100 weniger als im Vorjahr, als es für die Düdelinger nur zur Vizemeisterschaft reichte.

In anderen Worten: Der Zuschauerschnitt hat sich beim F91 binnen zehn Jahren fast halbiert, während er ligaweit im gleichen Zeitraum um ca. 20 Prozent fiel.

Um nicht weiter Opfer des eigenen Erfolgs zu sein, wurde eine Fußballschule gegründet, woran im Prinzip nichts auszusetzen ist, sofern sich die Wilderei bei anderen Klubs und im Verband in Grenzen hält. Beim F91 will man in Zukunft Luxemburger Talente fördern und die Identifikation des Publikums mit der Mannschaft stärken. Den Pradigmenwechsel machte der Verantwortliche der Düdelinger Fußballschule, kein Geringerer als Ex-Nationaltrainer Guy Hellers, unlängst deutlich, indem er bedauerte, dass im Winter „12 weitere ausländische Spieler in die BGL Ligue wechselten“. Dabei waren es in den letzten zehn Jahren gerade die ausländischen (Profi-)Spieler, die die Dominanz der Düdelinger begründeten.

Eine gute Jugendarbeit ist Grundvoraussetzung für das Überleben eines Vereins, der von einem Mäzen abhängt. Denn verliert der Geldgeber eines Tages die Lust oder die Mittel, fehlt das Geld für die Verpflichtung guter Spieler. Der Erfolg bleibt aus.

Allerdings kostet eine gute Jugendarbeit in Zeiten des schwindenden Ehrenamts auch gutes Geld. Womit sich der Kreis wieder schließt: Geld regiert die Fußballwelt.