Mittwoch12. November 2025

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Gegen den Strom

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Für reichlich Polemik sorgten am Wochenende zwei Veranstaltungen in der „Rockhal“: Der Auftritt von Bob Dylan und Mark Knopfler am Freitag sowie tags drauf eine Benefizveranstaltung der „Fondation Thierry van Werveke“.

Die kritische Berichterstattung des Tageblatt über beide Ereignisse rief heftige Reaktionen hervor. 36 bzw. 45 Kommentare „schmückten“ bis gestern Nachmittag die Artikel auf www.tageblatt.lu.

Logo" class="infobox_img" />Philip Michel [email protected]

Noch erstaunlicher als die Anzahl der Reaktionen ist zum Teil das Niveau, auf dem sich viele der Beiträge bewegen, war der Stammtisch bisher doch allen Rubriken überlassen, aber nicht der Kultur.

„Flop Dylan“: Zwei Musikgrößen hatten sich angekündigt, die „Rockhal“ war seit Wochen ausverkauft. Vor allem der Auftritt der Rock- und Folk-Legende Bob Dylan schien nur etwas für eingefleischte Fans gewesen zu sein. Über Geschmack lässt sich eigentlich nicht streiten, doch wenn große Teile des Publikums noch vor Ende des Konzerts aus der Halle flüchten, dann kann nicht alles genial gewesen sein. Beim letzten Gastspiel Dylans in Luxemburg vor fast 20 Jahren war von Hallenflucht jedenfalls keine Spur. Und einen unmotivierten Eindruck hat er schon damals gemacht, das gehört offensichtlich zu seinem Stil.

Unglücklich ist also eher die gemeinsame Programmierung mit Mark Knopfler. Der ist für Dylan-Fans zu sehr Mainstream, während der 70-jährige Dylan für Nicht-Dylan-Fans schwer zu ertragen ist.

Boykott

„Nichts als Massenware“: Schwer zu verstehen sind derweil die Reaktionen auf die Berichterstattung über eine Benefizveranstaltung, bei der ganz offensichtlich über das Ziel hinaus geschossen wurde. Das ging so weit, dass ein freischaffender und -denkender Künstler, der sich ansonsten gerne als Revoluzzer in Szene gesetzt sieht, öffentlich gegen die Rede- und Meinungsfreiheit eintritt und zum Boykott aufruft. „Ein Kritiker, der Kritik nicht verträgt, der Noten verteilt und seine Gründe unterschlägt“, um es mit den Worten eines anderen Songwriters zu sagen (Stefan Stoppok, 1993).

Umso befremdlicher war die Reaktion, da weder die Musiker noch die „Fondation“ kritisiert wurden, sondern die Vermarktung von Thierry van Werveke als Massenware. Der Zweck heiligt jedenfalls noch lange nicht jedes Mittel, auch bei einer Benefiz-Veranstaltung nicht. Und dass auch ein Event kritisiert werden darf, bei dem es um den guten Zweck geht, ist eine Selbstverständlichkeit.

Ob sich der 2009 viel zu früh verstorbene Schauspieler nun wegen der Veranstaltung oder aber der Kritik an ihr im Grabe umdreht, darüber lässt sich streiten. Dass Thierry van Werveke sich zu Lebzeiten über eine derart kleinkarierte Polemik seiner Landsleute köstlich amüsiert hätte, davon kann man jedoch getrost ausgehen.

„Vläit féiert dës ganzt Gedäischs jo och zu eppes Positivem?“ hofft unterdessen einer der Kommentatoren auf www.tageblatt.lu. Wir sind gespannt.