Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel
(Alain Rischard)

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Weshalb sich Donald Trump maßlos überschätzt

Wo soll man anfangen? Ein künftiger Präsident, der glaubt, er sei theoretisch dazu in der Lage, die USA und gleichzeitig sein Business zu führen. Ein künftiger Präsident, der seine Geheimdienste mit Nazi-Deutschland vergleicht und über versteckte Kameras in Hotelzimmern philosophiert. Und nicht zuletzt ein künftiger Präsident, der konzeptlos improvisiert und sich nicht einmal die Mühe gibt, sich mit den Widersprüchen seiner bevorstehenden Amtszeit auseinanderzusetzen. Für all dies und viel mehr steht „President elect“ Donald Trump, der nicht einmal seine Steuerklärung offenlegen will. Nun ist Trump nicht der erste und auch nicht der letzte Politiker, der das Blaue vom Himmel verspricht, wenig Dossierwissen besitzt und Dreck am Stecken hat. Allerdings kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass er seine Präsidentschaft ganz einfach nicht ernst nimmt.

Jeder Angriff wird persönlich abgewehrt. Ob es die Schauspielerin Meryl Streep oder ein Journalist ist, macht für ihn keinen Unterschied. Diese Dünnhäutigkeit verrät viel über die emotionale Intelligenz des künftigen Staatenlenkers. Er, der kein Blatt vor den Mund nimmt, ist nicht in der Lage, sich konstruktiv mit Kritik auseinanderzusetzen. Besonders ironisch: Nachdem Trump nun offenbar selbst Opfer einer mutmaßlichen „Fake News“ von Buzzfeed geworden ist, hat niemand Mitleid mit ihm. Er hat während Monaten ein Klima geschaffen, in dem die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge ganz einfach verschwommen sind. Während des Wahlkampfs mischte sich FBI-Direktor James Comey ungeniert in das Geschehen ein, ohne dass er dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. Trump rief Russland offen dazu auf, die Demokraten zu hacken, um die krummen Machenschaften – die es tatsächlich in Form der unfairen Behandlung von Bernie Sanders und des Leakens von Diskussionsfragen gab – offenzulegen. Dass Trump sich selbst mit seinen Geheimdiensten anlegt, die sich in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert haben, spricht ebenfalls Bände. Hätte man sich solch ein Verhalten von jemandem wie dem ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush vor der Irak-Intervention gewünscht, so handelt Trump aus reinem Überlebensinstinkt. Er kritisiert die „Intelligence Community“ nicht wegen ihres dysfunktionalen Charakters, sondern nur, weil sie ihm, aus seiner Sicht, schaden möchte.

Als wäre es nicht schlimm genug, dass die demokratische Partei mit all ihren Verkrustungen und die Republikaner durch ihre zunehmende Radikalisierung die amerikanische Demokratie zu einer Farce verkommen lassen, so stehen die scheinbar außer Kontrolle geratenen amerikanischen Geheimdienste auch in den Startlöchern. Alleine dies zeigt, wie unerfahren Trump ist und welch gefährliches Spiel er betreibt. Dienste wie die CIA haben bereits im Ausland andere Kaliber wie „The Donald“ ins Wanken gebracht. Mittlerweile sollte auch er verstehen, dass er sich auf sehr dünnes Eis begibt. Selbst wenn er tatsächlich keine Verbindungen zu Russland pflegte und seine Hände in Unschuld wäscht, darf er einen Faktor nicht ignorieren: Der Washingtoner Sicherheitsapparat hat kein Interesse an einer Annäherung an Russland.