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Freuen wir uns doch auf eine schöne, bunte Zukunft für unsere kommenden Generationen, die uns gewisse Kreise so vormalen wollen: Es geht allen Menschen total super! Foto: AFP

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Schwanengesang. Nein, es geht in diesen Zeilen nicht um die (postum veröffentlichte) gleichnamige Liedersammlung des herrlichen Komponisten Franz Schubert, eines weichen Menschen, der permanent einem inneren Drama ausgesetzt war. Der Begriff Schwanengesang soll hier – im Sinne eines Dramas der besonderen Art – eher in den Kontext der Begriffsbedeutung des Abgesangs auf etwas, was im Niedergang, im Verschwinden, begriffen ist, gesetzt werden.

Und das sehr gezielt im Gesamtzusammenhang dessen, was wir alle aktuell erleben müssen und das uns in so ziemlich jeder Hinsicht immer unerträglicher wird. Diese Corona-Pandemie, die für unsere Gesellschaft, für uns Menschen, die wir unsere Freiheit berechtigterweise doch so lieben, einen riesigen Einschnitt in unsere Lebensumstände bedeutet und die für so manche gar existenzbedrohend ist oder noch sein wird.
 
„Lass niemals eine Krise ungenutzt verstreichen.“ So einst Rahm Emanuel, Obamas Stabschef im Weißen Haus, sein „Mann fürs Grobe“, wie er ebenfalls bezeichnet wurde und das, weil er als „kaum feinfühlig“ bekannt war. Kein Schubert jedenfalls … Das aktuell gefühlte „Rien ne va plus“ eröffnet in der Tat so manche Wege und Möglichkeiten, die wir jedoch als Volk irgendwann einmal sehr bedauern könnten. Doch die, die das so wollen, wissen, dass das Volk in seiner chronischen Lethargie der (Ablenkungs-)Zuschauerdemokratien der EU natürlich schon wieder Kreide fressen wird, wie immer! Das böse Erwachen wird allerdings noch kommen …

Der im Titel dieser Zeilen visierte Abgesang, meint der Ausklang, ein (wehmütiger) Abschied, der Schwanengesang also, um den es hier geht, hat eine gezielte Bedeutung. Der Abschied, allerdings (leider noch) nicht von einer Pandemie, die unsere Gesellschaft an den Rand des Zusammenbruchs treibt – und das sowohl physisch, psychisch als auch finanziell –, sondern der Abschied von einer (noch) ziemlich sozialen Gesellschaft, die gewisse Kreise jedoch mittels ebendieser Pandemie zum totalen Umbau nutzen wollen. Im Klartext: der Abgesang, der definitive Abschied von der „sozialen Demokratie“, die alles Ultraliberale, das dem Diktat der Oligarchen unterliegt, stört!
 
Wenn wir die Chose mal ironisch betrachten wollen, dann freuen wir uns doch: mit den Internetgiganten wie beispielsweise Amazon, die ihren Gewinn mittlerweile verdreifacht haben, mit einem Aktienkurs, der sich um rund 70 Prozent erhöht hat. Und was haben die an Steuern bezahlt? Die USA haben sogar eine Rückzahlung gewährt, andere haben auf Steuerzahlungen der Netzgiganten – wie zum Beispiel ein uns sehr wohl bekanntes Marienländchen, auf Millionen Steuern von Amazon – ganz einfach verzichtet! Der tumbe Steuerzahler lässt übrigens grüßen, Herr Finanzminister!

Die Pandemie als Segen

Amazonchef Bezos, der sich heuer auf den Vorstandsvorsitz „zurückzieht“, steigerte nach rezenten Informationen sein Privatvermögen beträchtlich. Freuen wir uns doch bitte sehr für ihn und seinesgleichen! Genauso wie für Eric Yuan, Chef der Kommunikationssoftware Zoom, der ob der Pandemie in kürzester Zeit um geschätzte 2,5 Milliarden, Ex-Microsoft-Geschäftsführer Steve Ballmer als Rentner gar um 15,7 Milliarden Dollar reicher wurde – freuen wir uns doch ganz einfach für alle superreichen Oligarchen und die Finanzkonzerne, für die diese Pandemie ein Segen, eine gigantische Goldgrube, eine einmalige Chance bot – und ob des gewollten Umbaus der Gesellschaft mit Sicherheit noch weiter bieten wird!

Die Heuschrecken werden die Weltwirtschaft beherrschen – ach ja, Davos, WEF (Weltwirtschaftsforum) – war da nicht was? Was sagt der WEF-Hohepriester Klaus Schwab in seinem speziellen Schwanengesang für das aktuelle System im Klartext: „Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie sind die Notwendigkeit, Prioritäten neu zu setzen und die Dringlichkeit, Systeme zu reformieren, auf der ganzen Welt stärker geworden.“ Sehr wohl wissend, so kritische Studien zur Situation, dass man sich besonders große Sorgen um die jungen Menschen machen muss: Eine „doppelt zerrüttete Generation“ wachse „in einem Zeitalter der verlorenen Chancen“ heran.

Dazu wird sich garantiert kein auch noch so optimistischer Bildungsminister äußern … Während der „digitale Sprung nach vorn“ manchen Jugendlichen neue Chancen eröffne, würden andere „Pandemials“ (ein beachtenswerter Begriff, den man zum „(Un)Wort des Jahres“ küren müsste) vor einer „Eiszeit auf dem Arbeitsmarkt“ stehen.

Doch bitte sehr kein überflüssiger Defätismus, im Gegenteil: Freuen wir uns doch auf eine schöne, bunte Zukunft für unsere kommenden Generationen, die uns gewisse Kreise so vormalen wollen: Es geht allen Menschen total super! Sie arbeiten, bekommen aber keinen Lohn mehr und sind dabei glücklich. Sie werden durch ein Grundeinkommen versorgt, allerdings nicht so ganz bedingungslos. Sie haben kein Eigentum mehr, sie leihen sich alles, was sie so brauchen. So etwas wie Privatsphäre gibt’s nicht mehr, alle Geräte, die genutzt werden, vom Handy über das Elektroauto, den Fernseher, den PC/Laptop bis hin zum Kühlschrank oder den Lichtschaltern, geben alles über uns preis: über unsere täglichen Lebensgewohnheiten, unsere Ansichten, unseren Gesundheitszustand – natürlich alles nur zu unserem Besten, versteht sich! 

Alles andere wäre doch tatsächlich nur pure, bösartige Verschwörungstheorie, oder nicht?

Schwanengesang?

Ein Abgesang auf eine Welt, die es einmal gab und die es nie mehr geben wird?

Wenn ein Schwan singt …

*Der Autor ist Angestellter der CFL und schreibt regelmäßig Beiträge für die Forum-Seite des
Tageblatt.

Gronnar
16. Februar 2021 - 13.11

"Und was haben die an Steuern bezahlt?" Genau den Betrag den unsere gewählten Vertreter in den Steuergesetzen gestimmt haben und keinen Heller mehr. Was soll das? Wenn diese Betriebe Steuern hinterziehen würden, wären sie im Knast, die machen alles richtig, die Gesetze taugen bloß nichts für moderne globale Betriebe.

Till Eule vor dem Spuegel
15. Februar 2021 - 13.54

Warten auf Lohengrin den Schwanenritter, er uns erlöse von irdischem Jammertal und bringe die ersehnte , göttliche Sphäre wieder.

B.G.
15. Februar 2021 - 9.49

« Unserer Freiheit Schwanengesang «  wäre meiner Meinung nach als Titel geeigneter , oder ? Wir werden nicht fertig unseren Freiheitskämpfer vergangener Tage Monumente und Gedenkstätten zu errichten, ihrer Selbstlosigkeit , Todesmut und Vaterlandsliebe ganze Bibliotheken zu widmen, ihnen für unsere wiedergewonnene Freiheit ewigen Dank zu schwören und so weiter und so weiter....... Aber von Patriotismus dem tiefen Grund ihrer Kämpfe um Freiheit und Unabhängigkeit darf heutzutage bei Gott , keine Rede mehr sein. Nach dem Krieg waren wir alle Nationalisten bis in unsere Fingerspitzen, und „gare la Boks „ für die, die es nicht waren....Keine Kugel , aber die Haarscheere ! Im Krieg wurden luxemburgische Nationalisten standgerichtlich erschossenund heute werden sie und Familie nur unmöglich gemacht, wenn nicht gerichtlich unter Strafe von den neuen Machthaber belangt.......Kein Vergessen sondern eine Schande ! Wir, die alte Idioten deren Eltern und Familienangehörige Namen in Marmor auf die Wände der o.g. Kriegsdenkmäler eingemeisselt sind verstehen von Tuten und Blasen in unserer vom Feind befreiter Heimat nichts mehr. Als Kinder er lernten wir sogar im Krieg unter feindlicher Besatzung die Bedeutung der Worte unserer Landessprache die wir heute als die alten die o.g Idioten . nicht mehr unter Strafe gebrauchen dürfen. Ich wage es sogar nicht mehr diese jetzt verhassten Worte von jedermann bekannten , hier aufzuzählen , nicht dass ich Angst vor denen die heute die Macht ausüben ,hätte. Nein , ich finde es unter meiner Würde als freier Luxemburger, der 85 Jahre lang nur Verachtung gegenüber Dummheit , Ignoranz , Arroganz und Überheblichkeit hatte mich derartig zu äussern....... Habe viele heutige Kinder gefragt was sie unter Vaterland verstehen, keines konnte mir antworten, ausser dem einem eines Deutsch-Luxemburgers ! Habe mich nicht getraut sie zu fagen was sie unter Freiheit und heutigem dergleichen Unsinn verstehen...... Muss oft an den Davies denken, der sich vor vielen , vielen Jahren bereits als erster Weltbürger outete ! Hätte damals nie geglaubt , dass er der Guru der Neuzeit werden würde..... « UND  EWIG SINGEN DIE SCHWÄNE « wäre die geignete Folge des » UND EWIG SINGEN DIE WÄLDER « quoique.......

en ale Sozialist
15. Februar 2021 - 9.11

Wenn diese Pandemie die Gesellschaft im Endeffekt nicht zum Positiven verändert, vorausgesetzt, die Menschen lernen aus dieser Krise, ist die Frage erlaubt wie dick es noch kommen muss. Jeder Einzelne ist gefordert, von seinem Verstand Gebrauch zu machen und Verantwortung zu übernehmen und nicht tatenlos zuzusehen, wie Wirtschaft und Politik über unsere Köpfe hinweg über unsere Zukunft bestimmen. Jede Krise ist ein Neuanfang und somit eine Chance, auch wenn Viele das nicht wahrhaben wollen. Utopische Träume und Vorstellungen sind erlaubt, dürfen unseren Blick vor der Realität aber nicht trüben.