Familien-Geschichten

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Am Sonntag war Vatertag in Luxemburg. Die Kinder schenkten ihren Vätern kleine Präsente oder Bastelarbeiten. An einem solchen Tag wird einem jedoch auch wieder bewusst, wie wichtig die Familie ist.

René Hoffmann
rhoffmann@tageblatt.lu

In Meyers Lexikon wird die Familie wie folgt definiert: „Besonders bedeutende Form der sozialen Gruppe, die in der heutigen Industriegesellschaft in der Regel aus den in einem Eheverhältnis lebenden Eltern und ihren (unselbstständigen) Kindern besteht (Kernfamilie oder Kleinfamilie)“. Soziologisch wird unter Familie eine Lebensgemeinschaft oder Gruppe verstanden, die an der Erziehung der Kinder teilnimmt. In der Geschichte gibt es viele Beispiele, wo neben den Verwandten auch Außenstehende zur Familie gezählt wurden, wie zum Beispiel bei den Sippen, den Clans usw.

Die klassische Familie hat sich im Laufe der Jahrhunderte stetig verändert. Hauptursachen sind unter anderem der technische Fortschritt und gesellschaftliche Umwälzungen. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich von 25 Jahren (um 1600) auf fast 80 Jahre erhöht. Die noch vor 50 Jahren hohe Geburtenrate ist zurückgegangen. Es gibt immer mehr Paare ohne Nachwuchs. Das Alter der Eltern bei der ersten Geburt erhöht sich ebenfalls… Dazu kommen Neuerungen im beruflichen Bereich, die sich als ernst zu nehmende Konkurrenz für die traditionelle Familie erweisen.

Durch diese gesellschaftlichen Veränderungen hat sich das Zusammenleben verändert. Die klassische Familie in der Vater-Mutter-Kind-Konstellation gibt es immer weniger. Alleinerziehende oder geschiedene Mütter und Väter, Patchwork-Familien, Wochenendväter, Hausmänner mit einer berufstätigen Partnerin, Wohngemeinschaften, wieder verheiratete Eltern, Singles mit Kindern … Viele Familien sind zerrüttet. Scheidungen, Trennungen, Gewalt … die Liste der Probleme, die Familien treffen können, ist lang. Und oft sind die Kinder die Hauptleidtragenden.

Keine Garantie

Dennoch kann man sagen: Die Familie ist tot, es lebe die Familie. Unsere Gesellschaft verändert sich permanent. Altbekanntes und -bewährtes wird durch Neues ersetzt, sowohl im sozialen als auch im professionellen Bereich. Neue Formen der Arbeit und des Zusammenlebens entstehen. Mann-Frau-Beziehungen werden neu geordnet. Die Familie hat keine „lebenslange“ Garantie. Sie erfindet sich ständig neu, mit neuen Zwängen, Aufgaben, Pflichten, Freuden usw.

Unter anderem das gemeinsame Essen und das gemeinsame Wohnen unter einem Dach wurden seit jeher als entscheidende Kriterien angesehen, die eine Familie haben musste, um als solche bezeichnet zu werden. In der modernen Familie spielen jedoch die Individualisierung, die Mobilität und Flexibilität eine immer wichtigere Rolle.

Lehrer, Sozialarbeiter, Freunde übernehmen des Weiteren immer häufiger die Funktion, die sonst die Familie übernommen hat, und schalten sich, manchmal gezwungenermaßen, in die Erziehung des Nachwuchses ein. Die Werte, die heute vermittelt werden, sind nicht mehr dieselben. Unter anderem das Internet und das Fernsehen wirken ebenfalls immer mehr auf die Kinder ein. Diese Veränderungen haben den Vorteil, dass keine rigide Übertragung der Werte mehr vorgenommen wird und es zu einer größeren Offenheit kommt. Sie haben aber auch den Nachteil, dass die Kinder und Jugendlichen oft verunsichert werden.

Es hilft nicht, ein Modell zu verteidigen, das nicht mehr verteidigt werden kann. Viel Toleranz und ein Umdenken sind notwendig. Denn letztendlich muss jeder selbst entscheiden, welche Form des Zusammenlebens er wählt. Mit allen Konsequenzen.