/ Es geht doch … wenn man will!

Als Thomas Midgley 1930 ein farb- und geruchloses Gas einatmete, um die Gefahrlosigkeit eines Kühl- und Treibmittels zu zeigen, war dem amerikanischen Forscher wahrscheinlich nicht bewusst, dass er mit den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) ein neues Umweltgift erschaffen hatte. Zuerst hatte die neue Substanz einen überragenden Erfolg. Die Gase wurden u.a. als Kühlungsmittel bei Kühlschränken und Klimaanlagen, als Treibgas in Spraydosen, als Lösungsmittel usw. benutzt.
Im Jahre 1974 kam jedoch Kritik auf am neuen „Wundermittel“. US-Wissenschaftler warnten nämlich vor der Gefahr, die von FCKW-Gasen für die Ozonschicht ausgeht. Zwei Jahre später schränkten viele Staaten die Nutzung des Gases ein.
Dann, 1990, als das Ozonloch und dessen Auswirkungen aufs Weltklima definitiv zum Politikum geworden waren, wurde anlässlich einer Konferenz in London entschieden, die Herstellung und Verwendung dieser gesundheitsschädlichen und umweltfeindlichen Substanz ab dem Jahr 2000 zu verbieten oder drastisch zu limitieren.
Die Folge dieser Entscheidung war, dass die Welt wieder ein klein wenig gesünder und „sauberer“ wurde. Auf diese Weise ist die Geschichte des FCKW ebenfalls zu einer Erfolgsstory des Umweltschutzes geworden.
Der lange Weg zu einer besseren Gesundheit
Der Kampf ist jedoch noch lange nicht vorbei. Denn die Liste der gefährlichen Stoffe wird immer länger. Auch wenn man sich immer mehr der Risiken der Umweltschadstoffe bewusst ist, auch wenn seit ein paar Jahren durch den medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritt die Verbindung zwischen den Umweltgiften und chronischen Krankheiten immer zweifelsfreier nachgewiesen wird, so wird die Umweltmedizin oft noch als „komplementär“ und zu widersprüchlich angesehen.
Die REACH-Liste der zu überwachenden chemischen Substanzen, die Schaffung von Umweltkliniken, die Verallgemeinerung der „Umwelt-Tests“, die Gründung von Umweltambulanzen, die Aus- und Weiterbildung der Ärzte steckt in vielen Ländern noch in den Kinderschuhen.
Schuld ist zum einen die Politik, die es nicht versteht, im Interesse der Volksgesundheit schnell zu handeln. Verantwortlich ist aber ebenfalls die Industrie. Sie verdient mit der Herstellung ihrer Produkte viel Geld und garantiert auf diese Weise Wohlstand und Arbeitsplätze. Was aber, wenn die Arbeit krank macht und die Angestellten, anstatt „produktiv“ und „effizient“ zu sein, immer öfter krank zu Hause bleiben, weil sie an chronischen Erkrankungen leiden? Das Kranksein kostet auch viel Geld.
Oft sind Umweltschadstoffe für die Leiden der Menschen verantwortlich. Nur solange die Industrie keine umweltverträglichere „Ersatzsubstanz“ für das Gift entwickelt oder ungiftigere Apparate erfunden hat, versucht sie durch „Gegenstudien“ Zeit zu schinden und das Risiko ihrer Produkte zu verharmlosen.
Ein prominentes Beispiel für eine solche Politik sind die Mobilfunkmasten und -telefone. Während sich die kritischen Stimmen häuften, versuchten die Mobiltelefonhersteller, durch speziell angeforderte Studien die Ungefährlichkeit der Handys zu „beweisen“ oder zumindest Zweifel an der Gefahr aufkommen zu lassen.
Und da oft viel Geld im Spiel ist und die Lobbys der großen Unternehmen sehr einflussreich sind, haben es die zarten Stimmchen der umwelt- und gesundheitsorientierten Menschen sehr schwer, sich Gehör zu verschaffen.
Die Politik ist oft der einzige Weg, die Firmen auf eine gesündere, umweltbewusstere Schiene zu bringen … wenn sie den Mut zu radikalen Veränderungen aufbringt und eine klare Sprache spricht.
René Hoffmann
rhoffmann@tageblatt.lu
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