Erst Mensch nach Trennung von der Nabelschnur?

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ROMAIN DURLET rdurlet@tageblatt.lu

Ein Kind stirbt bei einem Verkehrsunfall im Bauch seiner Mutter, die es seit sieben Monaten getragen hat. Es ist, so der Experte, „ein totaler Mensch“. Wenigstens medizinisch gesehen, rechtlich aber nicht! Denn als Mensch gilt nur das Kind, das „né vivant et viable“ ist, also geboren und lebensfähig. Stirbt es, wie im vorliegenden Fall, bei einem Autounfall, wird es nicht als Mensch, sondern als Sache betrachtet, weil es ja nicht geboren wurde.

Menschsein beginnt mithin erst bei der Trennung von der Nabelschnur. Rechtlich gesehen. Doch muss man sich einige Fragen stellen. Denn – so der Verteidiger der Mutter, Me Gaston Vogel – geht man davon aus, dass bei einem Unfall eine „Sache“ zu Schaden kommt, ein „Objekt“, wieso gilt dann bei einer Abtreibung, dass diese „Sache“ rechtlich als Mensch betrachtet wird?

Man sollte also wissen, worauf man hinauswill: Ist ein sieben Monate altes Kind im Bauch seiner Mutter ein Mensch, oder ist es kein Mensch? Oder ist es nur eine Sache? Wenn Letzteres der Fall ist, brauchen wir kein Abtreibungsgesetz, denn eine Sache kann man nicht abtreiben.
Der Gesetzgeber sollte sich über diese Situation Gedanken machen und sie ins Klare bringen.