Retro 2021Einmaliges Motorsport-Jahr macht Lust auf mehr

Retro 2021 / Einmaliges Motorsport-Jahr macht Lust auf mehr
Das Team TF Sport (links) um Dylan Pereira fuhr im prestigereichsten Rennen der Welt auf den zweiten Platz Archivbild: Geert Franquet/ATP

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Das prestigereichste Rennen der Welt – und ein Luxemburger mittendrin. Das war 2021 der Fall: Dylan Pereira startete bei den 24 Stunden von Le Mans. Mit einem Podium in der Hauptstadt des Département de la Sarthe und dem Vize-Weltmeistertitel in der WEC sorgte der 24-Jährige für viel Begeisterung. Leistungen, die Lust auf mehr machen.

Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist zwar schon lange vorbei, das Aufheulen der Motoren hallt aber immer noch in den Ohren nach. Die Erinnerung an Le Mans 2021 ist noch lange nicht verblasst. Aus zwei Gründen war die diesjährige Ausgabe nämlich von besonderer Bedeutung. Ich hatte das Glück, einer von 50.000 Zuschauern zu sein, die sich das Rennen vor Ort anschauen durften. 2020 fand das „Monument“ des Motosports noch Corona-bedingt (warum auch sonst?) vor leeren Kulissen statt. Ein Jahr später waren Zuschauer wieder erlaubt. Wenn auch nur 50.000. Was im ersten Moment nach viel klingt, ist für dieses traditionsreiche Rennen aber wenig. Nur etwa 20 Prozent der Plätze waren ausgelastet – in einem normalen Jahr sind mehr als 250.000 Menschen an der Strecke. Und jeder, der schon einmal im Département Sarthe dabei war, weiß, dass das Publikum einen Großteil des mythischen 24-Stunden-Rennens ausmacht.

Menschen aus aller Welt waren auch diesmal in Le Mans, um sich das Geschehen anzusehen. Auf der Tribüne nahm ein Amerikaner neben mir Platz. Unschwer zu erkennen war, wen er unterstützte. Er war in Rot gekleidet. Sein T-Shirt zierte ein schwarzes Pferd. Sein Grund, warum er gerade die Ferraris anfeuere: Er lebe und arbeite in Italien. Aus ähnlichem Grund hielt ich immer Ausschau nach dem hellblauen Aston Martin mit der Nummer 33 vom britischen Team TF Sport. 

Denn einer der drei Fahrer dieses Boliden ist der zweite Grund, warum die Ausgabe von 2021 besonders war. Mit Dylan Pereira nahm nämlich auch ein Rennfahrer aus dem Großherzogtum an dem prestigereichsten Rennen der Welt teil. Etwas Außergewöhnliches, wenn man bedenkt, dass der 24-Jährige erst der dritte Pilot aus Luxemburg ist, dem dieses Kunststück gelingt. Für Pereira selbst ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Das Auto, dessen Cockpit er in einem Tageblatt-Interview aufgrund der vielen Knöpfe mit dem eines Flugzeugs verglich, war stets vorne in der Kategorie GTE-Am wiederzufinden. Den ersten Platz verfehlten Pereira und seine Teamkollegen Keating und Fraga am Ende nur knapp. Dennoch darf sich der Sportsoldat ein Podium in dem Motorsport-Klassiker in sein Palmarès eintragen.

Pereira war 2021 Stammfahrer in der Langstrecken-WM. Er konnte sogar mit seinem Team das Sechs-Stunden-Rennen von Bahrain gewinnen und krönte sich am Ende der Saison zum Vizeweltmeister – noch ein Novum. Noch nie zuvor durfte ein Luxemburger einen so wertvollen Motorsport-Pokal entgegennehmen. Motorsport gilt im Großherzogtum zwar als Randsportart, doch Pereiras außergewöhnlicher Erfolg löst Begeisterung aus.

Insgesamt sorgt er dafür, dass das Interesse am Motorsport im Großherzogtum  wieder steigt. Eine kleine Belohnung gab es auch bei der Ehrung der Sportler des Jahres. Für Platz eins reichte es gegen Charel Grethen zwar nicht. Pereira stand aber mit seinem Vizeweltmeistertitel hinter dem Olympiateilnehmer und dem Fußballspieler Leandro Barreiro auf dem dritten Platz. 45 Jahre lang hatte kein Motorsportler mehr den Sprung unter die Besten drei geschafft (1976 war mit Nico Demuth zum letzten Mal ein Rennfahrer auf das Podest gewählt worden). Ein weiterer Erfolg, der die außergewöhnliche Leistung Pereiras unterstreicht. Vielleicht gesellen sich in Zukunft ja sogar weitere Piloten dazu. Die Leistungen der vergangenen Monate machen jedenfalls Lust auf mehr.