Ein teurer Spaß

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René Hoffmann rhoffmann@tageblatt.lu

Die Schobermesse („Schueberfouer“) zieht jedes Jahr während drei Wochen bis zu zwei Millionen Menschen an. Das Volksfest, das bereits seit 1340 stattfindet, war ursprünglich ein Viehmarkt. Die landwirtschaftliche Tradition wird heute noch gepflegt. So wird die „Schueberfouer“ jedes Jahr von einer Schafherde mit deren Hirten, die unter den Klängen des „Hämmelsmarsch“ (Marsch der Hammel) durch die Hauptstadt ziehen, eröffnet.

Jedes Jahr warten die Organisatoren der Messe mit neuen Attraktionen auf. „Immer höher, immer weiter, immer wilder“, ist die Devise der Schausteller. Während die Jugend sich früher mit Karussellen, Schießständen und Autoscooter zufrieden gab, ziehen heute Spiele wie Topspin, Airmaxx, Catapult etc. die Leute magisch an. Jeder will an seine Grenzen gehen und hat auf dem Glacisfeld auch die Gelegenheit dazu.

Leider werden dem Besucher aber auch schnell die Grenzen seines Geldbeutels aufgezeigt. Besonders wenn Mutti und Vati mit ihren Kindern unterwegs sind. Denn die Preise für die Attraktionen sind gesalzen. Und sogar das Essen, Trinken und Naschen, das zu jedem Kirmesbesuch dazugehört, leert einem den Geldbeutel schneller als einem lieb ist. Mit Tarifen bis zu 15 Euro für eine Runde auf einem Spiel zählt die „Fouer“ nicht zu den billigsten Kirmessen Europas. Andererseits sind diverse Schausteller jedoch zu erheblichen Rabatten bereit. So kostet der Zugang zu den Neuheiten oft weniger als im Ausland. In diesem Fall ist es die Masse, die den Schaustellern eine volle Kasse garantiert.

Hohe Kosten

Während der drei Wochen, in denen die Schobermesse stattfindet, werden nach Angaben der Handelskammer zirka 25 Millionen Euro Umsatz gemacht. Die Einnahmen machen bei verschiedenen Schaustellern fast die Hälfte ihres Jahreseinkommens aus. Diese Kirmesbetriebe sind ohne die „Schueberfouer“ nicht überlebensfähig. Die Gewinnspanne der Schausteller während der drei Wochen in Luxemburg ist hoch, trotz wachsender Kosten. Denn die Löhne, die in Luxemburg gezahlt werden, sind erheblich höher als die im Ausland.

Auch die Studenten (ungefähr 3.000), die jedes Jahr einen Job auf dem Kirmesgelände finden, werden gut bezahlt. Dazu kommen teilweise hohe Kosten für zum Beispiel Strom, Gas und das Platzgeld. Viele der Kirmesleute kompensieren diese hohen Ausgaben, legitimerweise, mit angepassten Preisen, die es ihnen erlauben, ihre Attraktion ohne Verlust weiterzubetreiben.

Um die Kosten für die Schausteller zu senken, werden oft eine Reduzierung der administrativen Schwerfälligkeit und eine flexiblere Auslegung der europäischen Bestimmungen gefordert. Aber dann läuft man Gefahr, den guten Ruf der „Fouer“ zu verspielen. Denn die älteste Kirmes im Land ist nicht nur für ihr reges Treiben, sondern auch für ihre Sicherheit, ihren Komfort und die gute Qualität der Dienstleistungen bekannt. Für diese sind viele Besucher auch bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, auch in Krisenzeiten. Werden jedoch die Standards gesenkt und parallel die Preise angehoben, ist die Gefahr groß, dass viele Kirmesgänger den geforderten Preis nicht mehr zahlen wollen. Und das würde den „forains“ schaden. Es gilt also, ein „gesundes“ Gleichgewicht zwischen Ausgaben, Tarifen und Einnahmen zu finden.

Auch ist eine genaue Analyse der Ausgaben und Einnahmen notwendig, wenn man sich ein präzises Bild der wirtschaftlichen Funktion der „Schueberfouer“ machen will. Die Gemeinde Luxemburg zum Beispiel profitiert ebenfalls von der „Fouer“. Aber es ist nicht genau bekannt, welchen Einfluss die Kirmes auf den lokalen Horesca-Bereich hat. Ebenso wenig ist bekannt, ob ausländische Reiseunternehmen Ausflüge nach Luxemburg zur Schobermesse organisieren. Man weiß nur, dass die Gewinnspanne der lokalen Geschäftsleute im September höher ist. In diesem Zusammenhang spielt jedoch sicherlich der Braderie-Montag eine große Rolle.