Ein politischer Preis

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Die Wiederwahl Jean-Claude Junckers zum Präsidenten der Eurogruppe ist sicherlich eine persönliche Genugtuung. Quasi eine Wiedergutmachung für die erlittene Schmach vom vergangenen 19. November, als Europas Granden anstelle des luxemburgischen Vorzeigeeuropäers lieber Außenseiter Van Rompuy auf den Sessel des Europäischen Ratspräsidenten hievten.

SASCHA BREMER
sbremer@tageblatt.lu

Die Wiederwahl Jean-Claude Junckers zum Präsidenten der Eurogruppe ist sicherlich eine persönliche Genugtuung. Quasi eine Wiedergutmachung für die erlittene Schmach vom vergangenen 19. November, als Europas Granden anstelle des luxemburgischen Vorzeigeeuropäers lieber Außenseiter Van Rompuy auf den Sessel des Europäischen Ratspräsidenten hievten.
Wer jetzt behauptet, der Vorsitz der Eurogruppe sei lediglich ein Trostpreis, liegt falsch. Dieser Posten ermöglicht Juncker – der sowieso nie zum Grüßaugust taugte –, weiterhin zu gestalten und trotzdem mitzubestimmen. Der Premier konnte in den vergangenen Jahren die Funktion des Eurogruppen-Chefs mit definieren – und all dies muss Van Rompuy als Ratspräsident erst noch gelingen.
Dabei lag die dritte Amtsverlängerung gar nicht so eindeutig auf der Hand. Da gab es einerseits die Fäden, die im Hintergrund gezogen werden mussten, um die Kandidatur des italienischen Finanzministers Giulio Tremonti zu verhindern. Man darf davon ausgehen, dass Rom sich dies nicht ohne Aufpreis abringen ließ. Da gab es aber vor allen Dingen den französisch-luxemburgischen „Investiturstreit“, der Juncker im November zum Verhängnis wurde. Beendet wurde er letzte Woche mit Junckers Visite im Elysée-Palast und dem Segen Sarkozys. Eine Neuauflage vom Gang nach Canossa? Offiziell zumindest nicht. Doch auch hier muss man davon ausgehen, dass der Hohepriester der französischen Republik den politischen Opferstock klingeln ließ. Wie hoch der geforderte Preis letztlich ausfällt, wird man erst in den kommenden Monaten erfahren.