Verkehrte Welt

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(Alain Rischard/editpress)

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Zur Abschaffung von Zugverbindungen

Die Ankündigung des Infrastrukturministers François Bausch und der CFL, die direkten Zugverbindungen zwischen Volmerange-les-Mines und der Hauptstadt sowie zwischen Rümelingen und Nörtzingen zu reduzieren bzw. abzuschaffen, hat in den betroffenen Gemeinden für viel Unmut gesorgt. Sowohl der Düdelinger als auch der Rümelinger und der Kayler Gemeinderat verabschiedeten Motionen, die den Erhalt der Direktverbindungen fordern. In Kayl/Tetingen hat man sich zusätzlich für eine direkte Verbindung nach Belval ausgesprochen.

Die angekündigten Änderungen im Fahrplan der CFL, die 2018 in Kraft treten sollen, kommen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Nicht etwa weil in diesem Jahr Gemeindewahlen bevorstehen und im kommenden Jahr ein neues Parlament gewählt wird, sondern weil der Verkehr in Luxemburg mehr denn je zu einem Reizthema geworden ist. Insbesondere in den Südgemeinden sorgt der alltägliche Berufsverkehr für Frust und Ärger bei den Einwohnern. Die Fahrt zur Arbeit und zurück ist für viele zu einer wahren Geduldsprobe geworden. Sowohl das Straßennetz als auch der öffentliche Transport sind überlastet. Lange Staus und überfüllte Züge sind an der Tagesordnung. Eine kurzfristige Lösung gibt es nicht und demnach auch keine Aussicht auf eine baldige Entspannung der Lage.

Langfristige Lösungen hat der Infrastrukturminister bereits angekündigt: die Verbreiterung der Autobahn A3, den Ausbau der Zugstrecke zwischen Bettemburg und Luxemburg mit einem zusätzlichen Bahnsteig am hauptstädtischen Bahnhof, die Wiedereinführung der vor rund 60 Jahren abgeschafften „Minettstram“, aber diesmal „op Pneuen“.
Doch dass diese Maßnahmen zu einer Verbesserung der Verkehrslage führen, will niemand so recht glauben. Das liegt einerseits am geplanten Wirtschaftswachstum, das nicht nur mehr Reichtum, sondern auch mehr Bevölkerung mit sich bringen wird. Andererseits fehlt es an einem klaren Konzept in der Regierungspolitik.

Zwar muss man François Bausch zugutehalten, dass er, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, überhaupt einmal Ideen entwickelt und Pläne vorlegt, doch seine Visionen scheinen zu widersprüchlich und nicht im Einklang mit den Entwicklungen in anderen Bereichen. Während die Menschen dazu gebracht werden sollen, auf den öffentlichen Transport umzusteigen, werden gleichzeitig immer neue große Einkaufszentren genehmigt, die mit Bus und Bahn nur schwer zu erreichen sind.

Dadurch werden die Menschen nicht nur zu Großeinkäufen ermutigt, die sie nur mit dem Auto nach Hause transportieren können, sondern die Shopping Malls stellen auch eine ernst zu nehmende Konkurrenz für den lokalen Einzelhandel dar, der eh schon mit hohen Mieten und mangelnder Kundschaft zu kämpfen hat. Und die 800 Ladestationen für Elektroautos werden auch nicht dazu beitragen, dass der Individualverkehr zurückgeht.

Solange die Infrastruktur noch immer so ausgelegt ist, dass es bequemer und schneller ist, mit dem Auto zu fahren, wird der öffentliche Transport nur als notwendiges Übel angesehen werden. Trotzdem gibt es viele Menschen, die jeden Tag Bus und Bahn fahren wollen oder müssen, sei es aus ökologischen Gründen oder weil sie sich keinen Wagen kaufen können (oder dürfen). Wenn vor allem sie sich darüber ärgern, dass nun auch noch Direktverbindungen abgeschafft werden, sollte das eigentlich niemanden wundern.