Selbstbeschädigung

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Preis- und Handelskriege (und natürlich der Brexit) sind die vermutlich dümmste Form der ökonomischen Selbstbeschädigung. Dass dies Donald Trump nicht daran hindert, einen Handelskrieg gegen den Rest der Welt anzuzetteln, sollte uns aber nicht wundern.
Denn auch von Volkswirtschaft hat er nachgewiesenermaßen null Ahnung.
Was einen Handelskrieg besonders tückisch macht, ist der Umstand, dass hier die „law of unintended consequences“ voll zuschlägt.

Dass Joe Sixpack, der archetypische Trump-Wähler aus den werktätigen Massen, fortan wegen des höheren Blechdosenpreises sechs Cent mehr für ein Sechsergebinde seines liebsten Malzgetränks (denn als Bier kann man die sinistre Plörre der US-amerikanischen Massen-Brauereien dezenterweise nicht bezeichnen) blechen muss, wäre da noch das kleinste Ungemach.

Das Problem liegt vielmehr darin, dass, wie der Nobelpreisträger Paul Krugman in der NYT nachwies, Zollschranken auch viele andere Konsumartikel in den USA verteuern werden, dass der daraus entstehende Inflationsdruck von der Fed mit höheren Zinsen eingedämmt werden wird und der daraufhin erstarkende Dollar zu einem deutlichen Handicap für die amerikanische Exportindustrie führen wird, von der eine ganze Reihe von Branchen zusätzlich unter Vergeltungsmaßnahmen vonseiten jener Nationen, die sich gegen Trumps Feldzug zur Wehr setzen, leiden werden.

Um der US-Stahlindustrie zu ermöglichen, eine beschränkte Anzahl neuer Jobs zu schaffen, wird eine ganze Menge von anderen Arbeitsplätzen in der exportierenden Industrie mutwillig in Gefahr gebracht.

Des Potus’ Begründung für die Strafzölle auf Stahl und Aluminium beruht einmal mehr auf einem typisch Trump’schen Lügengespinst: Denn mit der nationalen Sicherheit hat seine Aktion ganz klar nichts zu tun. Die USA produzieren nach wie vor 70% ihres Stahlbedarfs selbst, und weder die Rüstungsindustrie noch die Streitkräfte haben jemals Alarm geschlagen, dass der Nachschub an diesem für sie in der Tat lebenswichtigen Material bedroht sei. Zudem heißt der größte Stahllieferant der USA Kanada, ein Nachbar und enger Verbündeter, der wohl kaum als Sicherheitsrisiko einzustufen ist.

Erinnern wir daran, dass Differdinger Träger seit jeher in US-Wolkenkratzern – zuletzt im New Yorker Freedom Tower – verbaut werden und dies nicht, weil die Luxemburger mit Dumping-Preisen operieren, sondern weil die Amerikaner selbst eine vergleichbare Qualität schlichtweg nicht im Angebot haben.

Übrigens: ArcelorMittal ist mit 13,9 Millionen Tonnen (2015) der drittgrößte Stahlproduzent innerhalb der USA. Was uns zeigt, wie unglaublich verzahnt die Weltmärkte miteinander sind: Auch in einem in den USA gefertigten Boeing-Flieger werden zahlreiche Komponenten aus der EU, Japan, China oder Israel verbaut, und ein Handelskrieg wäre vorzüglich dazu angetan, diese komplexen Verflechtungen aus der Balance zu bringen. Womit definitiv niemandem gedient wäre.

Auch und gerade den USA selbst nicht.

Jemp
7. März 2018 - 13.14

Doch, da wäre schon jemandem gedient. Und zwar denen, die sowieso schon Millionäre sind, wie Trump selbst. Was stört es die, wenn der Preis für "Plörre" und gemahlene Kühe steigt. Ihre eigenen Firmen machen dann mehr Profit. Aber weil die meisten dadurch ärmer werden, werden sie selbst relativ zu den anderen reicher. Kranke Gehirne denken nun mal so, für die ist ihr Handeln schon logisch.

Jacques Zeyen
7. März 2018 - 11.05

" Es ist doch so einfach." war doch sein Kommentar auf seine letzte Heldentat. Als wären alle seine Vorgänger Vollidioten gewesen.Aber sogar diese Tatsache lässt bei ihm nicht den geringsten Zweifel aufkommen,dass er sich vielleicht geirrt haben könnte. "Ich sehe in NY mehr Mercedes als Chevrolets in Berlin." Die Naivität in seinen Schlussfolgerungen hat Primärschulniveau. So auch sein Kommentar zum Klimawechsel,der ja laut Potus nicht existiert. " Ich friere,es ist kalt,seien wir doch froh,dass es etwas wärmer wird." Ja,das ist Selbstbeschädigung .