Post-Draghi-Ära

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In nicht allzu ferner Zukunft wird der EZB-Präsident in Frankfurt vor die Presse treten und die Erhöhung des Leitzinses bekannt geben. Die ultralockere Geldpolitik kann nicht ewig dauern, ihr Ende rückt ständig näher. Immer mehr Zeichen deuten den Wandel an.

Im kommenden Jahr endet die Amtszeit von Mario Draghi, dem EZB-Präsidenten, der den Euro rettete, indem er die Zinsen auf ein historisch niedriges Niveau senkte – und sie bis heute dort beließ. Vieles spricht dafür, dass in Zukunft die Unterschrift von Jens Weidmann, dem heutigen Präsidenten der Deutschen Bundesbank, die Euronoten zieren wird. Dieser ist bekannt dafür, immer wieder die ultralockere Geldpolitik zu kritisieren.

Des Weiteren ist die Inflation wieder in die Nähe des heiligen Wertes von knapp unter zwei Prozent gestiegen. Das vorrangige Ziel der EZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Genau diese ist fast erreicht. In Luxemburg wurde wieder seit Jahren eine Indextranche ausbezahlt. Das Erdöl, ein Treiber der Inflation, hat sich gegenüber dem Vorjahr um knappe 20 Prozent verteuert. Dies heizte die Inflation weiter an.

Historisch betrachtet folgt der Euro-Zinssatz fast immer dem der amerikanischen Fed. In einer globalisierten Wirtschaft ist dies nichts Außergewöhnliches. Als 2004 die Fed die Zinsen anhob, folgte die EZB ein knappes Jahr später. Als die Finanzkrise den damaligen Notenbankchef Ben Bernanke zwang, die Null-Zinsen auszuprobieren, folgte sein europäischer Amtskollege mit kleineren Schritten. Mit der nun in der Eurozone anstehenden Zinswende wurde jenseits des Atlantiks schon im Jahr 2015 begonnen. Der Leitzinssatz liegt heute bei 1,6 Prozent.

In Luxemburg befürchten die Haushalte steigende Zinsen schon seit mindestens Ende 2016. Denn seit diesem Zeitpunkt übersteigt, laut Daten der luxemburgischen Zentralbank, das Volumen der neuen Immobilienkredite mit festem Zinssatz das Volumen von Darlehen mit variablem Zinssatz.

Dies ist neu für das Großherzogtum, da der variable traditionell der bevorzugte Kredit der Luxemburger ist. Der feste Zinssatz (der nur noch leicht über dem variablen liegt) wird interessant, wenn man steigende Zinsen erwartet. Denn es könnte schnell teuer werden.
Deutlich wird dies, wenn man auf 2005 zurückblickt. Die Inflation und der Leitzins lagen nahe zwei Prozent und die Banken verlangten für einen Kredit mit variablem Zinssatz rund 3,5 Prozent. Die Immobilienkredite (nicht die Wohnungspreise) waren damals deutlich teurer als heute. Haushalte, die sich ein Eigenheim auf Pump geleistet hatten, zahlten jeden Monat ein knappes Drittel mehr an die Bank, als es heute der Fall ist.

Es werden nicht nur die Staaten im Süden von Europa dem aktuellen EZB-Präsidenten nachtrauern, sondern auch viele Kreditnehmer in den ach so reichen nördlichen Euro-Ländern. Viele werden ins Schwitzen kommen, wenn der Nachfolger von Draghi vor die Presse treten wird und das Ende der Niedrigzins-Ära verkünden wird. Denn eines ist klar: Der Spielraum nach oben ist deutlich größer als jener nach unten.

Serenissima en Escher Jong
9. April 2018 - 9.35

Dann kann ja Herr Draghi wieder Notenbankpräsident in Italien werden, es sei denn er geht wieder bei die Goldmänner zurück (Goldman Sachs) wo er ja sein Handwerk gelernt hatte; insbesondere das Manipulierien von der griechichen Staatsschuldenlast...von wegen Eurorettung...!