Osterpause? Na ja.

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Harte Zeiten, auch für Verdrängungskünstler

Keine Angst, niemandem soll die Osterpause verdorben sein; es gehe hier nur die Rede vom Frieden und seinen positiven Derivaten: Friedensliebe, Friedensbereitschaft, Friedenspflicht, Friedenskonferenz, Friedensplan, Friedensvermittlung, Friedensverhandlung, Friedensordnung, Friedensschluss, Friedenszeit und Freude und Eierkuchen.

Wie käme jemand darauf, ausgerechnet am höchsten Fest der Christenheit, welche bekanntlich einige Großkirchen und Hunderte der kleineren seit 2.000 Jahren in wahrer brüderlicher Liebe vereint, vom Unfrieden und Krieg und von der Hölle auf Erden zu sprechen?

Also, es seien, weil Ostern ist, verdrängt: der millionenfache Hungertod von Kindern und Erwachsenen, die räuberische Ausbeutung zahlreicher Völker, der rücksichtslose, todbringende Kampf um Erdöl, Gas, Wasser, Bodenschätze, getarnt als Aufmarsch gegen Diktatur und Unfreiheit; es seien verdrängt das unmenschliche Morden in Irak, Syrien, Afghanistan, die Flucht Hunderttausender, ja Millionen vor braven Rebellen und schrecklichen Terroristen und guten Alliierten; es sei verdrängt die Tatsache, dass dies keine Naturkatastrophen sind, sondern gewollte, konstruierte, in Kauf genommene.

Na, weg damit, reden wir einige Tage nicht davon, und auch nicht von den Asylanten oder gar von Le Pen und Fillon. Feiern wir freudig Ostern, in Esch haben sie sogar Kirmes auf drei Plätzen, und in Nospelt ist Éimaischen, genau wie am Fischmarkt. Vielleicht wird das Wetter sogar weniger schlecht als angesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Der Osterhas’ hockt auf den schönen Eiern und grinst: Er glaubt uns kein Wort, er weiß, dass zumindest über die kleine Luxemburger Politik diskutiert wird, weil es dem Land ja so schlecht geht: All diese Staus, die vielen Ausländer und Grenzgänger, und die Bedienung spricht kein Luxemburgisch, sogar von fremden Ärzten und fremdem Pflegepersonal muss man sich heilen lassen, ein Skandal. – Es mag schon sein, dass die Staatskasse stimmt, weil die Wirtschaft boomt, aber das ist nicht das Verdienst dieser komischen Regierung, mit der CSV wäre es noch besser, da bekäme jeder zwei Indextranchen, eine dicke Steuerkürzung, eine doppelte Rente und eine Überholspur.

Was meckert der OGBL? Noch immer unzufrieden? Wirft er doch dem künftigen Staatsminister („vom Scheitel bis zur Sohle grau“ schrieb letzthin das Lëtzebuerger Land) vor, wieder abbauen zu wollen, wo noch nicht einmal alles aus der Juncker-Frieden-Zeit kompensiert ist. Herr Wiseler ist ein vorsichtiger Mann, er möchte auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Nur nichts riskieren, Überschüsse produzieren, ein paar Verzichte wird der kleine und der mittlere Mann doch noch verkraften können, im höheren Interesse, nicht wahr?

Erfahrungsgemäß kommt ein konservativer Wahlkämpfer in Luxemburg immer gut an, wenn er Angst schürt, nicht brutal, direkt, sondern fein, in 50 grauen Schattierungen: Was wäre wenn, und wenn, und wenn, und all die Fragen zur Einwanderung, zum Millionenluxemburg, zur Rentenmauer usw., usf.

Drei Jahre Wahlkampf: Gemeinden, Berufskammern und Ausschüsse, Kammer, Europa, in Luxemburg ist politisch was los, immer, laufend. Hier noch ein geflügeltes Wort zum Disputieren (aber bitte nicht am Ostertisch hadern): Never change a winning team. Hat Luxemburg gerade ein Winning Team an der Spitze oder nicht?