Obskurantismus light

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Francis Wagner fragt sich, ob man eine Theokratie modernisieren kann.

Kann man einen Gottesstaat, einen Staat, dem die Vorschriften und Gesetze einer Religion als Richtschnur für die Gestaltung der Politik und des gesellschaftlichen Alltags dienen, überhaupt modernisieren? Nein, antworten die saudischen Ultrafrommen: Es fängt nämlich damit an, dass die Frauen Auto fahren dürfen (Schock! Horror! Ja ist denn gar nichts mehr heilig?), und es endet mit dem schlimmsten aller denkbaren Verbrechen: dem Abfall vom einzig wahren Glauben.

Sobald es dem Satan gelingt, auch nur die geringste Bresche in den Festungswall der Gottesfurcht zu schlagen, weitet sich diese, wenn sie nicht unverzüglich mit unbarmherziger Härte gestopft wird, unweigerlich zum totalen Zusammenbruch von Zucht und Ordnung aus. Und dann bleibt dem Herrn keine andere Wahl mehr, wie weiland schon in Sodom und Gomorrha: Pech und Schwefel wird er vom Himmel regnen lassen, die Sünder im Flammenmeer zu verzehren.

Der saudische Kronprinz sieht die Dinge aber offenbar etwas entspannter: Er weiß, dass Saudi-Arabien nicht mehr auf all ewige Zeiten von erdölenem Segen wird zehren können, den als sein einziger Reichtum der Wüstensand birgt.

Und zwar nicht nur allein deswegen, weil die Reserven irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft zur Neige gehen werden, sondern auch weil das Bestreben der Welt, den Konsum von fossilen Energieträgern zusehends einzuschränken, um die Konsequenzen der sich anbahnenden Klimakatastrophe zu mindern, dem Bedarf für den schwarzen Glibber auf Dauer nicht eben förderlich sein wird. Zudem sorgt die Fracking-Technologie dafür, dass die werte Kundschaft sich auch woanders preiswert eindecken kann.

Es scheint dem künftigen König gedämmert zu haben, dass eine Nation, die rund 52 Prozent ihrer Bevölkerung, nämlich die Frauen, qua Geburt als Menschen zweiter Klasse behandelt, es in Sachen internationale Konkurrenzfähigkeit sehr schwer haben wird von dem Moment an, wo der nationale Reichtum mühselig erarbeitet werden muss und nicht mehr einfach aus dem Boden gepumpt zu werden braucht. Die Diskriminierung der Frauen ist nämlich nicht nur ein Verbrechen, die Machos schießen sich damit auch noch selbst in den Fuß.

Diese Benachteiligung ist das notwendige Produkt der Theokratie: Eine Gesellschaft, in der Gottes Wille grundsätzlich über jenem der Menschen rangiert, wird immer in ihrer Entwicklung gehemmt bleiben. Der religiöse Obskurantismus sorgt nun mal zuverlässig dafür, dass eine Gesellschaft, die mit ihm geschlagen ist, stets hinter jenen, in denen sich Denken und Forschung frei entwickeln dürfen, zurückbleiben muss. Und aus der selbst gewählten Gefangenschaft in der Dunkelheit wird sie – mangels Vorhandensein – nun mal auch kein Gott retten können.

Jeannosch
9. November 2017 - 8.22

@Wagner: Da ich meinen Kommentar auf die zwei ersten Absätze Ihres Artikels beziehe, wird mir nicht klar wo ich Sie angegriffen habe, noch wird mir klar wo ich Ihren Gedanken "Konter gin hun".War mein Kommentar doch eher eine Zustimmung Ihrer Ansichten.Weder habe ich den Koran kritisiert, noch habe ich mich sonstige "rommeldomm Kommentare vum Stapel geloss."Da ich schon sehr oft mit Muslimen über ihre Religion diskutiert habe, ist mir bekannt wie wir Ungläubigen (Giaur, Ungläubiger,Fakt ist dieses Wort wird in der Arabischen Welt für Nichtanhänger des Korans verwendet) ,unsere liberalen Ansichten nicht anerkannt werden.Wissentlich gibt es einige wenige Muslime die einer Modernisierung des Korans zustimmen.Beispiele: In Marseille versuchte ein homosexueller ,junger Iman eine Bresche in die altertümliche Denkweise dieser Religion zuschlagen,Resultat waren etliche Todesdrohungen.In Deutschland ebenso, Modernisierungsversuche ( weiblicher Iman,.....) endeten mit Todesdrohungen,Anschlägen. Solche Modernisierungsversuche werden von strenggläubigen Moslems mit Schejtan's Werk (Teufel's Werk ) verglichen. Was nun die Klüfte zwischen der abendländlischen und morgenländlichen Kultur angeht, scheint es mir logisch, dass wenn der Koran nicht modernisiert wird, die strenggläubigen Moslems dieser Modernisierung nicht zustimmen, die Konsequenz eine ewige Ablehnung oder Streit beinhaltet.Es würde mich wirklich freuen, wenn Sie mir erläutern würden,was Sie anderes in meinem Kommentar gesehen , was Sie zu dieser Aussage bewegte.

armand
8. November 2017 - 17.58

was mordernisierung oder den deckel ein bisschen heben in solchen gesellschaften bedeuten kann haben wir in den letzten jahren erlebt.

Mossong nico
8. November 2017 - 8.09

Sie haben ja Recht..Aber was soll das.Luxemburg macht Geschäfte mit denen sehe Katar..Weltausstellung .