Kalter Krieg

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Etwas mehr gesunder Menschenverstand würde der Koexistenz zwischen Auto und Fahrrad besser helfen als neue Regeln im "Code de la route", meint Philip Michel im Editorial.

Während die EU-Kommission gestern für Aufregung sorgte, weil sie wegen der Spannungen mit Russland Straßen, Schienen und Brücken in Europa bis 2019 auf ihre militärische Tauglichkeit überprüft wissen will, ist in Luxemburg der „kalte Krieg“ zwischen Auto- und Radfahrern ausgebrochen. Auslöser sind die Änderungen im „Code de la route“, die Transportminister François Bausch gestern der Öffentlichkeit vorstellte. Sie sollen das Radfahren sicherer machen.

Vor allem eine Maßnahme ist ein echter Aufreger und sorgt für eine Flut von Kommentaren in den sozialen Netzwerken. In Zukunft ist für Autofahrer das Einhalten eines seitlichen Abstands von anderthalb Metern beim Überholen von Radfahrern Pflicht. Zugleich dürfen Radfahrer prinzipiell zu zweit nebeneinander fahren.

Luxemburg ist ein Autofahrerland. Der Weg zu einer Radkultur, ähnlich der in den Niederlanden, in Belgien oder aber in deutschen Studentenstädten, ist im Großherzogtum noch weit. An dieser Feststellung ändert auch die große Zahl von Wochenend-Hobby-Radrennfahrern und ein durchaus bemerkenswertes Radwegnetz nichts. Innerorts gibt es hierzulande, abgesehen von der Hauptstadt, kein durchdachtes Fahrradkonzept. Auch in Esch zum Beispiel nicht, wo zwar jede Menge Leihräder der Gemeinde zur Verfügung stehen, das Fahrradfahren aber mitunter lebensgefährlich ist. Enge Straßen verhindern bis auf wenige Ausnahmen eine Trennung von Auto und Rad. Das Hauptproblem aber ist, dass die Autofahrer an die Koexistenz mit den Fahrradfahrern einfach nicht gewohnt sind. Und dass sie im alltäglichen Wahnsinn auf unseren hoffnungslos überfüllten Straßen schnell die Nerven verlieren.

Auch die Radfahrer sind keine Heiligen. Rechts überholen oder Ampeln und Stoppschilder missachten, die Hemmschwelle hierfür ist im Sattel wesentlich niedriger als im Autositz.
Und auf dem Rennrad fährt es sich in der Gruppe besser. Weil das so ist, wird mitunter auf den Straßen (längst nicht alle Radwege eignen sich für eine Trainingseinheit, zumindest nicht für ambitionierte Rennradfahrer) nebeneinander gefahren und einige Worte gewechselt. Dabei sind sich die allermeisten Rennradler durchaus bewusst, dass das Nebenherfahren die Autos behindern und zudem auch gefährlich sein kann. Nur ist es nun mal so, dass Rennräder keine Rückspiegel haben, die Radfahrer sich nicht ständig umschauen können (auch das ist gefährlich) und die von hinten herannahenden Autos erst spät oder gar nicht zu hören sind. Ein dezentes Hupen aus genügender Entfernung würde da wohl schon genügen, um die allermeisten Zweiradfahrer einscheren zu lassen.

Unter dem Strich bleibt demnach, dass es für eine friedliche Koexistenz zwischen Auto und Rad zuallererst einmal Respekt und Rücksicht von beiden Seiten braucht. Und mehr noch als neue Regeln im „Code de la route“ etwas gesunden Menschenverstand.

PS: Der Autor dieser Zeilen verbringt beruflich bedingt viel Zeit im Auto, bewältigt den (kurzen) Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad und frönt am Wochenende seinem Hobby Rennradfahren.

Ekojhang
30. März 2018 - 20.49

Weshalb keine Rückspiegel fürs Fahrrad? Auf der öffentlichen Straße zu fahren erfordert sich den allgemeinen Pflichten der öffentlichen Verkehrsordnung zu unterwerfen. Man sollte unterscheiden zwischen Rennrädern in organisierten Rennen und Rennrädern und normale Räder im alltäglichen Straßenverkehr. Auch wären technische Kontrollen für Fahrräder nicht von der Hand zu weisen.

Abe
30. März 2018 - 16.41

Weess de wéi wonn den Tutes mat enger normaler Box gett, a wéi laang et dauert bis Kotténg rem drechen as? Och wann et reent kritt een Dréck an d'Aan, dofiir doe Velosfuerer e Brell op.

wilmes guido
30. März 2018 - 13.12

Der mühsame Weg zum Frieden! Autofahrer und Radfahrer sind zwei Autonome, die sich bekriegen. Eine Erklärung für das schwierige Verhältnis könnte lauten: Autofahrer sind kompromisslose PS-Rowdys, die sich hinter Metall und ihrer Anonymität verstecken und keine 150 ZENTIMETER Abstand halten. Dem gegenüber stehen die Radfahrer, die sich ökologisch und moralisch im Recht fühlen und als Ausdruck ihrer Überlegenheit demonstrativ rote Ampeln überfahren und Verkehrsschilder ignorieren. Gas gegen Pedal, Fahren gegen Lenken, Motor gegen Muskeln. Doch viele Autofahrer sind auch Radfahrer und umgekehrt, die Persönlichkeit wechselt mit dem Verkehrsmittel und dabei bleibt eine Eigenschaft erhalten:" Man neigt dazu die eigene Rolle voll auszuleben, es gibt ein Autonomiebedürfnis, eine gewisse Freiheit, die sich auf auf dem Rad und im Auto unterschiedlich äussert.

Rosch
30. März 2018 - 12.02

Wir brauchen keine neuen Regeln, es genügt wenn die alten beachtet werden, was aber bei fehlender Überwachung unmöglich ist. Da Radfahrer ja prinzipiell auch Autofahrer sind, Autofahrer aber gar keine Radfahrer sein müssen, liegt es auf der Hand, wer wessen Probleme besser kennt. Es genügt nicht, sich auf Anonymität zu berufen (fehlendes Nummernschild, lächerliche Verkleidung, Sonnenbrille selbst bei Regen usw) es muss im Kopf beginnen !

Fons
30. März 2018 - 8.00

Sie haben hiermit alles Gesagt Herr Zeyen! Auf den 'Velospisten' (Radwegen) sind überwiegend Spaziergänger, Spazierfahrer, Läufer, Leute mit Kinderwagen und /oder Hunden usw. unterwegs. Wer das nicht sieht der schaut weg oder hat sich noch nie mit dem Thema beschäftigt. Das normale Radfahren hat nichts aber auch gar nichts mit dem Sport Radfahren gemein. Es gibt Ausnhamen (auf dem Land, entlang der Flüsse usw.) - aber auch hier birgt sich oft die Gefahr von Leinen-losen-Hunden und Spaziergängern die die gesamte Breite des Weges nutzen. Man kann das akzeptieren, darf sich dann aber nicht wundern wenn Sportler den Weg über die Strasse nutzen. Traktoren und Baumaschinen sind auch oft nicht schneller als Radler. Jedoch traut kaum ein Autofahrer sich an denen 'zu messen' da er dort den Kürzeren ziehen würde... da sind die Radfahrer die leichtere 'Beute'.

Jacques Zeyen
29. März 2018 - 22.43

Radwege sind vor allem für normale Radfahrer gedacht.Mutti ,Vati und die Kinder,vielleicht noch Omi mit ihrem Dackel auf dem Gepäckträger.Alles richtig. Aber ein Rennradfahrer,Triathlet etc. welche ihr Pensum absolvieren wollen haben auf der Radpiste auch nichts zu suchen. Es bleibt also dabei.Der Autofahrer muss auf den schwächeren Teilnehmer im Verkehr achten,so wird's auch ein Richter sehen.

Abe
29. März 2018 - 21.14

Busspuere sin oft Velosspueren.

Grummel
29. März 2018 - 16.38

et sin Autofuerer déi nët op d'Veloen oppassen, mee et sin och vill Velofuerer déi net op d'Autoen oppassen oder séch net un de CDLR halen. An do wou Velospisten do sin sollen déi och obligatoresch benotzt gin, soss brauchen mer keng ze bauen (ass z.B. an Holland de Fall)

Bäählex
29. März 2018 - 16.04

Und wer spricht vom Schutz der Fussgänger gegenüber den RadfahrerINNEn? von denen, die tagtäglich von den immer zahlreicheren Fahrradrowdies auf dem Zebrastreifen, in der Fussgängerzone..., fast angefahren und oft beschimpft werden? und von den 100 Fahrgästen in den drei Bussen, die morgens auf der Busspur von einem einzelnen Fahrrad kilometerweit am Fortkommen gehindert werden? Als Fussgänger und Benutzer des öffentlichen Verkehrs erlebt man Fahrradfahren oft als Fortsetzung des Individualverkehrs mit anderen Mittel aber gutem Gewissen - wie es einmal ein Kollege ausdrückte, als er offen zugab, Fahrrad zu fahren, weil er keinen Bock hätte, mit FRemden in einem Bus zusammensitzen zu müssen.

Jacques Zeyen
29. März 2018 - 15.45

Oh Jemp....freies Meinungsrecht in Ehren,aber wer erschöpfungsbedingt solche Kommentare schreibt,sollte sich zuerst ausruhen.

Fons
29. März 2018 - 14.33

Wenn man die Kommentare in den (anti)sozialen Netzwerken und auf der Homepage des bekanntesten nationalen Radio- und Fernsehsenders liest kann man nur zu einer Schlussfolgerung kommen: Armes Luxemburg. Schlimm genug dass der Gesetzesgeber ein solches Thema regeln muss - wenn dann aber noch Zeitweise Morddrohungen ausgesprochen werden wie (ich zitiere): ... ech kréien se geréckelt, do hëlleft deene peiffekäpp och kee Code de la Route - dann sind wir wohl am Ende der Vernunft angekommen. Interessant wäre wie sich die Justiz verhalten würde wenn eine solche Drohung gegen Migranten ausgesprochen werden würde....Aber in diesem Sinne scheint die Strasse eine Rechtsfreie Zone zu sein. Nicht alle Radfahrer verhalten sich korrekt, es gibt kleinere und grösse 'Delikte'. Die Autofahrer die aber über diese Delikte urteilen sollten sich zumindest bewusst sein dass auch eine leichte Geschwindigkeitsüberschreitung schon strafbar ist. Darum zitiere ich:.... Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Und - Autofahrer sollten sich immer bewusst sein dass - egal wer im Recht ist - auf dem Rad jemand sitzt der verhältnismässig schwächer ist. Selbst wenn man im Recht jemanden zu Tode fährt wird sie Last ewig auf einem liegen. Deshalb mahne ich respektiert einander, es wird Jedem zugute kommen!

Jacques Zeyen
29. März 2018 - 11.36

Das mit dem gesunden Menschenverstand ist ein Wunschdenken. Bei vielen Autofahrern wird mit der Zündschlüsseldrehung gleichzeitig der Verstand abgeschaltet. Dabei funktioniert es einwandfrei.In Frankreich z.B. sind die 1,5 Meter Abstand schon lange Regel und Schilder mit "Partageons la route" stehen derweil am Straßenrand. Als Radfahrer in Luxemburg wurde mir jeden zweiten Tag von einem Autofahrer die Hupe ans Ohr gehalten,ja sogar wurde oft knapp 20 cm an meiner linken Schulter vorbei überholt,nach dem Motto "Mach dich auf die Radpiste". Das ist übelstes Rowdytum. Da ich auch Auto fahre habe ich kein Problem bei Radfahrern Abstand zu halten und als Radfahrer halte ich mich soweit wie möglich an den rechten Straßenrand und winke auch schon mal anfahrende Autos vorbei wenn ich die Kurven gut einsehen kann. Und was soll ich sagen: Es funktioniert.

Jemp
29. März 2018 - 11.11

Besonders die "Radrennfahrer" in voller TdF-Ausrüstung und mit an den Pedalen fixierten Schuhen sind eine Gefahr im Verkehr. Besonders sie sind es, die an Rotlichtern nicht stehenbleiben wollen, weil sie anscheinend Probleme haben, ihre Füße von den Pedalen zu befreien. Ich habe mehrmals beobachtet, dass sie einfach umfallen, wenn sie verkehrsbedingt dann doch gezwungen sind, anzuhalten. Viele von ihnen sind auch völlig außer Atem, haben Schweiß in den Augen und kriegen erschöpfungsbedingt vom Verkehr nicht mehr viel mit.