Bewährtes Modell

Bewährtes Modell

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Kommunikation zwischen Ärztegewerkschaft AMMD und Gesundheitskasse bzw. Sozialminister ist derzeit suboptimal. Die AMMD hat ihre Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen zur Modernisierung des Leistungskatalogs auf Eis gelegt. Das aktuelle Konventionierungssystem stellt sie seit längerem in Frage.

Die Argumentation der Ärzte ist durchaus nachvollziehbar. Sie weisen auf ihre Pflicht hin, ihren Patienten die nach aktuellem medizinischem Wissensstand bestmögliche Behandlung anzubieten. In der Debatte um die Qualität des Gesundheitswesens sitzen sie am längeren Hebel. Sie können auf Missstände hinweisen, die Verantwortung aber auf andere abwälzen. Muss der Arzt modernere Therapiemöglichkeiten verweigern, dann weil die Gesundheitskasse die Kosten nicht übernimmt, heißt es. Sollte jedoch zutreffen, was „Patiente Vertriedung“ und CMCM gestern behaupteten, müssten die AMMD-Aussagen stark angezweifelt werden. Bisher seien Tarif-Vorschläge für neue Behandlungen niemals ausgeschlagen worden. Nur habe die AMMD solche nicht vorgelegt.

Dass das Leistungsverzeichnis veraltet ist, weiß auch die CNS. Warum notwendige Anpassungen bisher so viel Zeit in Anspruch nehmen? Eine mögliche Antwort wurde soeben genannt. Eine andere dürfte einen finanziellen Hintergrund haben. Schließlich muss die Gesundheitskasse darauf achten, das ihr von den drei Beitragszahlern – Versicherte, Unternehmen und Staat – anvertraute Geld effizient einzusetzen. Unsinnige oder nach Expertenansicht wirkungslose Behandlungsarten oder Präparate gehören nicht in den Leistungskatalog. So verschwanden in den letzten Jahren u.a. etliche Salben und Pülverchen aus der Rückerstattungsliste.

Natürlich sollen gesundheitlich angeschlagene Personen in den Genuss der bestmöglichen Behandlung kommen. Das hat seinen Preis. Sicher könnten die Beiträge angehoben werden. Bloß, werden die Unternehmen mitziehen, in Zeiten, da sie über steigenden Konkurrenzdruck wegen hoher Lohnkosten jammern oder der Staat, der verstärkt in Infrastrukturprojekte investiert, innovative Wirtschaftsbereiche fördert? Und schließlich der Versicherte selbst: Wäre er selbst bereit, mehr für die Gesundheitsvorsorge auszugeben, und wie viel? Gesundheit hat keinen Preis, heißt es, mit Geld hat sie wohl zu tun.

Kassenleistungen müssen folglich den zur Verfügung stehenden Mitteln angepasst werden. Wer mehr rausnehmen will, und das werfen „Patiente Vertriedung“ und CMCM einzelnen Ärzten indirekt vor, muss andere Mittel finden. So könnte das aktuelle System der obligatorischen Konventionierung abgeschafft, die freie Tarifgestaltung ermöglicht werden. Das dürfte denn auch das langfristige Ziel einer AMMD sein, deren Mitglieder ihre berufliche Freiheit angeblich gefährdet sehen.

Dabei stellte das aktuelle System bisher eine Win-win-Situation für alle Beteiligten dar: Die Versicherten konnten auf hochqualifizierte medizinische Leistungen zurückgreifen, ungeachtet ihrer Einkommenslage, den Ärzten ging andererseits die Kundschaft nicht aus. Was ja auch eine Art Einkommensgarantie darstellte. Das sollte so bleiben. Schwachstellen sollten gemeinsam angegangen und behoben werden. Was man vor einigen Jahren noch Luxemburger Konsensmodell nannte. Die Abschaffung des aktuellen Gesundheitssystems würde viele Verlierer und einige wenige Gewinner zeitigen.

Jonas
1. Juni 2018 - 17.55

Wieso die Ärzte fragen? Wenn man einen Teich trockenlegen will, hat's keinen Zweck mit den Fröschen zu diskutieren, sie werden die nie überzeugen. Die Ärzte sind ja quasi allesamt die Kunden der CNS, die wieder ihre Mitglieder vertritt. Wenn es den Ärzten nicht passt, wie die Kasse ihre Zahlungen organisiert, dann sollen sie eben bloß kassenlose Privatkunden behandeln. Früher oder später muss da sowieso eine größere Reorganisation kommen, schließlich sind die Ärzte ja allesamt bloß Scheinselbstständige, wenn sie bloß einen Kunden, die CNS haben. Die Ärzte sollen angestellt werden von der Gemeinde, zu einem fixen Gehalt, da wo sie benötigt werden, anstatt dass sie alle in derselben Straße, manchmal sogar im selbem Haus sind.

Grober J-P.
31. Mai 2018 - 11.35

Wir steuern unweigerlich auf eine 2 Klassen Gesundheitsversorgung zu.